Politik

So sollte das Gesundheitswesen der Zukunft aussehen

  • Freitag, 7. März 2025
/vegefox.com, stock.adobe.com
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Berlin – Das Gesundheitswesen dürfe auch nach der Umsetzung der geplanten Krankenhausreform nicht stillstehen. Stattdessen brauche es weitere, konsequente Reformen, um Herausforderungen insbesondere zur Finanzierung des Systems zu bewältigen.

Entsprechende Vorschläge, wie eine reformierte Krankhausversorgung in einem integrierten Gesundheitssystem der Zukunft aussehen könnte, legte heute die Regierungskommission Krankenhaus in ihrer vierzehnten und letzten Stellungnahme vor.

So sollte die künftige Krankenhausplanung, beziehungsweise die Planung des gesamten Gesundheitswesens vor allem anhand der Bevölkerung ausgerichtet werden. Es müssen demografische und andere strukturelle Entwicklungen sowie der Fortschritt der Medizin und der Ambulantisierung antizipiert werden, schlägt das Gremium vor.

Zudem sei es wichtig, den ambulanten und stationären Bereich künftig gemeinsam zu planen. Hierfür seien regionale Planungsgremien zentral, die spezifische Besonderheiten vor Ort kennen würden. Um die Bereiche gemeinsam zu planen, seien auch Gesundheitsplanungsregionen wichtig, die Deutschland in bestimmte Regionen einteilen würden.

Darin müssten Gesundheitsanbieter settingübergreifend tätig sein, damit die Entscheidung über die Behandlung im ambulanten, stationären oder teilstationären Bereich rein nach dem Bedarf von Patientinnen und Patienten fällt und nicht aufgrund des Angebots der Gesundheitsanbieter.

Die gemeinsame Planung könnte zudem ambulant-stationäre Doppelstrukturen vermeiden und abbauen. Weiter sei damit eine Beseitigung von ökonomischen Fehlanreizen für Krankenhausbehandlungen möglich. Neben diesen Maßnahmen brauche es zeitnah eine Reform der Notfallversorgung, mahnte die Kommission weiter an.

Primärarztsystem für bessere Steuerung

Für eine bessere Patientensteuerung spricht sich die Regierungskommission für ein Primärarztsystem aus. Auch der Deutsche Ärztetag 2024 hatte einen Ausbau der hausärztlichen Versorgung gefordert. Die Kommission verspricht sich dadurch etwa eine Reduktion von Übertherapie und Über- und Mehrfachdiagnostik. Diese Ziele könne auch eine durchgehende Digitalisierung des Systems – etwa durch die flächendeckende Nutzung von elektronischen Patientenakten (ePA) – vorantreiben.

Neben diesen Zielen müsse auch eine breit angelegte Präventionsstrategie im Gesundheitswesen eingeführt werden, fordert die Kommission. „Die Verschiebung eines deutlich größeren Teils der hohen Gesundheitsausgaben Deutschlands von kurativen zu präventiven Maßnahmen wäre eine Investition in die Gesundheit der Bevölkerung und damit ein effizienterer Einsatz der Mittel“, heißt es in der Stellungnahme. Daneben müsse die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und Patienten-Selbstmanagement-Fähigkeiten gestärkt werden.

Um die in der Vergangenheit immer weiter gestiegenen Kosten des Gesundheitswesens und drohende weitere Anstiege in den Griff zu bekommen, schlägt die Kommission ein umfassendes Innovationsmanagement vor. Dieses müsse die Finanzierbarkeit im Gesamtsystem der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den Blick nehmen, Innovationen ermöglichen und gleichzeitig beachten, welche Kosten durch eine Innovation möglicherweise eingespart werden könnte.

GKV-Katalog systematisch bereinigen

„Um Innovationen auch zukünftig möglich und finanzierbar zu machen, muss der Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung in einem systemati­schen, regelmäßig wiederkehrenden Prozess um Leistungen bereinigt wer­den, die – zum Beispiel aufgrund neuer evidenzbasierter Erkenntnisse oder unzureichender Bewährung in der Praxis – nicht (mehr) die Anforderungen an eine Finanzierung durch das Solidarsystem erfüllen“, so der Vorschlag der Kommission.

Insgesamt müsse das Ziel sein, dass die Gesamtausgaben der GKV nur noch im gleichen Maße steigen wie die Grundlohnrate, also die Einnahmen der GKV durch die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeit­gebern.

„Trotz Spitzenausgaben innerhalb Europas erzielt Deutschland nur mittelmäßige Ergebnisse in zentralen Parametern der Morbidität und Mortalität“, erklärte der Leiter der Regierungskommission, Tom Bschor. „Die älter werdende Babyboomer-Generation, der zunehmende Fachkräftemangel und die durch Innovationen weiter steigenden Gesundheitsausgaben erfordern eine konsequente Reform von Planung und Struktur des Gesundheitssystems.“

Die Regierungskommission hat heute zudem eine weitere Stellungnahme mit Vorschlägen zur alternativen Finanzierung von Krankenhausinvestitionskosten vorgelegt. Damit endet die Arbeit der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beauftragten Kommission.

Lauterbach bedankte sich heute bei dem interdisziplinär besetzten Gremium und appellierte daran, dass der Reformprozess auch nach der Krankenhausreform weitergehen müsse. „Deshalb ist es gut und wichtig, dass die Regierungskommission weitere Empfehlungen abgegeben hat, die weit in die Zukunft reichen“, so Lauterbach.

cmk

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