Politik

Spahn bittet Ärzte bei Impfung gegen SARS-CoV-2 um Unterstützung

  • Samstag, 5. Dezember 2020
Veranstaltung "Zusammen gegen Corona" /Screenshot, DÄ
Veranstaltung „Zusammen gegen Corona“ /Screenshot, DÄ

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Ärzte in Deutschland heute um ihre Un­ter­stützung bei der anstehenden Impfung gegen SARS-CoV-2 und vor allem auch bei der Aufklärung der Bevölkerung ge­beten.

„Ärzte und Apotheker werden mit den Ausschlag geben über die Bereitschaft für die Impfung“, sagte der Minister heute bei einem Livestream, der sich an Ärzte richtete. Die Ärzte würden von ihren Patienten mit Fragen zu den Impfungen konfrontiert. Ihre Informationen darüber hätten eine „enorme Wirkung“, so Spahn. Es gebe eine „hohe gemeinsame Verantwortung“ dafür, eine hohe Impfbereitschaft zu erhalten.

Der Minister stellte klar, dass er davon ausgeht, dass Ärzte sich wissenschaftlich mit den Daten über die Impfungen auseinandersetzen könnten. Es sei daher wichtig, sich den Fragen der Ärzte transparent zu stellen. Am Ende erwarte er aber, dass die Ärzte mit den wissenschaftlichen Daten – etwa zu Wirkungen und Nebenwirkungen – auch um­gehen könnten.

Spahn hatte bereits in seinem Einladungsschreiben an die Ärzte geschrieben, dass man im Besonderen auf die Unterstützung sowohl der Niedergelassenen, als auch der Ärzte in Krankenhäusern und im öffent­li­chen Gesundheitsdienst angewiesen sei. Diese stünden ihren Patienten nahe. Dieses Vertrauen zähle in den kommenden Monaten der COVID-19-Impfungen doppelt. „Bitte, helfen Sie mit“, schrieb Spahn an die Ärzteschaft.

Der Minister beteuerte heute zugleich, es werde keine Impfpflicht geben. Er appelliere aber vor allem an alle Men­schen in den Gesundheitsbe­ru­fen, sich die eigene Impfung zum Schutz für sich und ihre Patien­ten „bitte genau zu überlegen“.

Impfzentren hält Spahn vor allem für erforderlich, um die Arztpraxen zu entlasten. Er wisse nicht, ob die Hausärzte wüssten, was sie sich damit auflasten würden. Zudem müssten sie auch weiterhin weitere Pa­tienten versorgen. Er versicherte aber: Man werde nicht einen Tag länger die hausärztlichen Strukturen nicht nutzen, wie es „aus unsere Sicht erforderlich ist“, so Spahn.

Es wird an der Impfbereitschaft liegen

Der Minister hatte die Ärzte zunächst warten lassen. Er erschien mit mehr als einer Stunde Verspätung zu seiner eigenen Veranstaltung. Zwischenzeitlich hatten sich Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Insti­tuts (RKI), und Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), den mehr als 2.000 eingegan­genen Fra­gen – auch von Ärzten – gestellt. Rund 3.000 Zuschauer begleiteten den Livestream.

Je mehr Menschen geimpft würden, desto geringer sei das Risiko, dass sich das Virus weiter ausbreite“, erläu­terte RKI-Chef Wieler. Aber es werde eine Weile dauern, alle Menschen zu impfen. „Wie schnell man das Virus in den Griff bekommt, wird daran liegen, wie schnell sich die Menschen am Impfen beteiligen“, sag­ter er.

Wieler kündigte an, man wolle umfangreiches Informationsmaterial für die Praxen bereit­stel­l­en. Man warte für Details derzeit noch auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkom­mis­sion (STIKO). Diese sollten aber in den nächsten Wochen erfolgen.

Man werde die Hausärzte dann genau informieren. Er sei „froh, dass eine Ungeduld herrsche“. Wann ge­nau die Empfehlungen kämen, wisse er aber nicht. Er den­ke, dass dies in den kommenden Wochen der Fall sei. Wieler em­pfahl den Ärzten, die STIKO-App herun­ter­zuladen. Auch dort würden weitere Infor­ma­tio­nen be­reit­gestellt.

Nach der Zulassung werde genau dargelegt, wie es zu den Bewertungen der Impfstoffe komme, versi­cher­­te Cichutek. Auch werde es Fachinformationen geben, wo zum Beispiel Inhaltstoffe aufgelistet seien. Es gebe bei diesen nicht viel Neues und eine gute Transparenz. Cichutek kündigte an, man werde eine App einsetzen, die im weiteren Impfverlauf Aussagen über die Verträglichkeit liefern soll. Dort könne jeder Geimpfte mitteilen, wie es ihm ergangen sei.

In Bezug auf Fragen zu Neben­wirkungen sagte der RKI-Chef, solche habe es bisher kaum gegeben. Lang­zeitfolgen, die „ganz sel­ten vor­kommen“, könne man aber erst im Laufe der Zeit sehen. Cichutek sagte, es könne sich ein ein bis dreitägiges Unwohlsein mit Kopf-, Muskel-, Druckschmerz oder leichtes Fieber ein­stellen. Es deute aber nichts darauf hin, dass es schwerwiegende Nebenwirkungen gebe. In den klini­schen Stu­dien werde jeder Proband „akribisch“ nachverfolgt. Dabei sei „nichts gefunden worden“.

Auch bei Pro­ban­den, die man seit mehrern Monaten habe beobachten können, gebe es keine Anzeichen für schwer­wie­gende Langzeitfolgen. Ebenso gebe es keine Anzeichen für theoretische Risiken. Die Da­ten­basis, die dem PEI vorliege, bezeichnete Cichutek als „sehr gut“. „Die Zuversicht basiert auf Daten“, sagte Cichutek. Die­se stimmten hoffnungsvoll.

„Wenn wir die Menschen ordentlich informieren, werden sie auch Vertrauen in die Impfstoffe haben“, zeig­te er sich zuversichtlich. Es brauche eine Kampagne, damit sich viele Menschen impfen lassen. Wenn viele Men­schen zur Impfung gingen, könne man einen Schutz für den Einzelnen und auch einen Schutz für die Allge­mein­heit erreichen.

Cichutek stellte zudem klar, dass es sich bei den Impfungen nicht um „sterile Impfungen“ handeln werde. Die Impfun­gen hätten das Ziel, schwerwiegende Erkrankungen und Folgen von SARS-CoV-2 zu vermei­den. Er gehe davon aus, dass die Impfung die Ansteckungsgefahr für andere verringern könne. Eine Aus­scheidung des Virus werde es aber weiterhin geben. Wieler sagte, dass es sterile Impfungen quasi nicht gebe. Keine Aussagen konnten Wieler und Cichutek dazu geben, wie lange die Schutzwirkung der Impf­stoffe anhält. Derzeit gehe man von einigen Monaten aus.

Spahn zeigte sich am Ende der zwei Fragestunden zuver­sichtlich, dass der nächste Herbst/Winter 2021 normaler laufen werde und man bis dahin die Möglichkeit habe, über die Praxen Millionen Menschen zu impfen. Im Januar des kommenden Jahres soll es eine ähnliche Informationsveranstaltung noch einmal geben.

may/aha

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