Politik

Spahn und RKI wollen indische Variante im Blick behalten

  • Freitag, 23. April 2021
/peterschreiber.media, stock.adobe.com
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Berlin – Die indische Coronavariante B.1.617 ist in Deutschland bislang 21 Mal nachgewiesen worden. Das geht aus einem Bericht der Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Politik und RKI wollen die weitere Entwicklung der Mutation genau im Blick behalten.

Bei „entsprechender Erkenntnislage“ seien Maßnahmen wie die Einstufung Indiens und möglicherweise anderer Länder als Virusvariantengebiet nicht ausgeschlossen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute.

Die Bundesregierung stuft Indien ab Sonntag als Hochinzidenzgebiet ein. Mit der Einstufung Indiens als Hochinzidenzgebiet ist keine Verschärfung der Einreisebestimmungen verbunden. Die hätte es nur gege­ben, wenn das Land zum Virusvariantengebiet erklärt worden wäre. Als Virusvariantengebiet sind derzeit unter anderem Südafrika und Brasilien ausgewiesen, wo jeweils als besorgniserregend ein­gestuf­te Varian­ten des Coronavirus kursieren.

RKI-Vizechef Lars Schaade sagte, es sei denkbar, „dass uns die Variante vor neue Herausforderungen stellt“. Aber die Belege seien noch nicht da. „Wir müssen da hinschauen, Warnungen müssen ernst ge­nommen werden.“ Es gehe auch darum, die weitere Einschleppung der Variante nach Deutschland zu vermeiden. „Wir sehen im Moment noch keine Tendenz zur großen Verbreitung innerhalb von Deutsch­land. Aber wir haben das im Blick“, betonte Schaade.

Die Mutante werde als „Doppelvariante“ bezeichnet, weil es zwei besondere Mutationen im Spike-Prote­in gebe, führte Schaade aus. Es werde vermutet, dass eine dieser Mutationen die Antikörperantwort et­was unterlaufe und die andere Mutation den zweiten Arm der Immunantwort. Das sei eine Theorie vor dem Hintergrund von Beobachtungen bei anderen Varianten mit solchen Mutationen. Das sei aber nicht belegt, es gebe dazu keine gesicherten Daten.

Das Infektionsgeschehen in Indien sei derzeit sehr stark, die Mutante sei dabei in einigen, aber nicht allen Landesteilen verbreitet, sagte Schaade. Man könne aber nicht verkürzt sagen, die Variante habe die Lage allein verursacht. „Es gibt noch andere Faktoren im Moment in Indien, die deutlich zur Infektions­dynamik beitragen.“ Es gebe keinen Lockdown, große Veranstaltungen mit vielen Millionen Menschen könnten stattfinden, was Infektionen begünstige.

Man könne jetzt noch nicht sagen, dass sich die Mutante besonders stark verbreite und dass es eine Immunescape-Variante sei. „Beides sind Möglichkeiten, deswegen haben wir diese Variante auch unter Beobachtung.“ Als besorgniserregende Variante werde sie mangels Belegen noch nicht eingestuft. Bei Varianten mit Immunescape (Immunflucht) ist die Wirkung der Impfung und der Immunität nach durchgemachter Infektion abgeschwächt.

Unterdessen wurde B.1.617 nun auch erstmals in Belgien entdeckt. Die Variante B.1.617 sei bei einer Gruppe von 20 indischen Studenten nachgewiesen worden, die Mitte April nach der Landung in Paris per Bus nach Belgien gekommen seien, berichteten die belgischen Behörden gestern. Sie stehen demnach in Aalst und Leuven unter Quarantäne. Dort wollten sie eine Ausbildung als Krankenpfleger beginnen.

Vor ihrem Abflug nach Europa mussten sich die Studenten einem PCR-Test und dann bei der Ankunft erneut einem Schnelltest unterziehen. Fünf Tage nach ihrer Busfahrt zeigten sie dann erste Symptome von COVID-19.

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte am vergangenen Dienstag Deutsche in Indien, die nicht gegen das Virus geimpft sind, aufgefordert, sie sollten „eine temporäre Rückkehr nach Deutschland bis zur Stabi­lisierung der medizini­schen Versorgungslage erwägen“.

dpa/afp

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