Politik

Spahn verteidigt Verordnung für Coronaschnelltests

  • Freitag, 4. Dezember 2020
/picture alliance, dpa Pool, Federico Gambarini
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Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die seit heute geltende neue Verordnung ver­tei­digt, durch die sich Lehrer und Erzieher selbst mit Schnelltests auf das Coronavirus SARS-CoV-2 testen können.

Grundlage sind eine Änderung der Medizinprodukteabgabeverordnung und die kürzlich beschlosse­nen Än­derungen des Infektionsschutzgesetzes, wodurch der Arztvorbehalt bei Schnelltests entfallen ist. Aller­dings müssen die Tests durch entsprechend geschultes Personal erfolgen.

Die Neuregelung stößt auch bei vielen Pädagogen auf scharfe Kritik. Auch Verbände der Hals-Nasen-Ohrenärzte hatten gestern vor den Selbsttests gewarnt. Sie sehen das Risi­ko falsch negativer Testergeb­nisse. Ärzteverbände erneuerten heute die Bedenken.

Durch Selbsttests erhöhten sich die Rate an falsch-negativen Tests und die Gefahr von Superspreadern, hieß es heute in einer Mitteilung des NAV-Virchowbundes. Abstriche auf das Coronavirus könnten nur durch geschultes Fachpersonal durchgeführt werden.

„Es wäre fatal, wenn Menschen nach einem fehlerhaften Selbstabstrich ein falsch-negatives Ergebnis erhalten und sich dadurch in trügerischer Sicherheit wiegen. Das gefährdet Menschenleben, anstatt sie zu schützen“, so der NAV-Virchowbund.

Der Ärzteverband sieht nach eigenen Angaben die Gefahr, dass Selbsttests „die momentan lebenswich­ti­gen Kontaktbegrenzungen“ unterlaufen könnten, weil Menschen mit negativem Test sich an die Regeln nicht mehr gebunden fühlen.

„Die Maxime heute lautet: Kontakte begrenzen, Kontakte begrenzen, Kontakte begrenzen“, hob der NAV-Virchowbund hervor. „Tagtäglich verzeichnen wir hunderte von Toten“, erklärte der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich. Das seien keine anonymen Ziffern in einer Statistik, sondern konkrete Personen, die alle Weihnachten nicht mehr erleben würden.

Spahn sagte im ZDF-„Morgenmagazin“, Kritik an der Verordnung verstehe er nicht. „Es ist ja ein Angebot“, er habe da­mit auf Wünsche aus den Bundesländern reagiert. „Ich habe ja nicht gesagt, alle müssen das umsetzen.“

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums betonte heute vor Journalisten, man habe auf Bundes­ebene die Basis für Antigenschnelltests in Schulen und Kitas geschaffen. Die konkrete Umsetzung, auch die Frage, wer vor Ort die Tests vornehme, lägen in der Hoheit der Länder. Dies müsse geschultes Perso­nal sein, sagte er.

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland wurde heute vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 23.449 in­nerhalb von 24 Stunden angegeben, rund 640 mehr als eine Woche zuvor. Die Zahl der Todes­fälle in Ver­bindung mit einer Coronainfektion blieb ebenfalls sehr hoch. Sie stieg innerhalb eines Tages um 432 auf nun insgesamt 18.034.

afp/dpa

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