Umfrage: Krankenhäuser wechseln häufig ihre Geschäftsführung

Düsseldorf/Hamburg – In den vergangenen zehn Jahren hatte jedes Krankenhaus in Deutschland im Durchschnitt 2,5 Geschäftsführer. Das geht aus der Krankenhausstudie „Schleudersitz Krankenhausgeschäftsführer“ der BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.
Beteiligt hatten sich im August dieses Jahres 558 Geschäftsführer deutscher Krankenhaus. „Die Fluktuation bei den Krankenhausgeschäftsführern in Deutschland ist relativ hoch“, kommentierte Volker Nürnberg von BDO heute bei der Präsentation die Umfrageergebnisse.
Bei den Vorständen von Krankenkassen sei die Fluktuation beispielsweise deutlich geringer. Die Werte seien jedoch sehr differenziert, erklärte Nürnberg. So hatten 28 Prozent der Krankenhäuser in den vergangenen zehn Jahren nur einen Geschäftsführer, 32 Prozent hatten zwei, 20 Prozent hatten drei und 21 Prozent hatten vier Geschäftsführer.
Geschäftsführer mögen Entscheidungsfreiheiten
Als Auswahlkriterien für den Antritt ihrer Stelle nannten die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer als wichtigstes Kriterium die Entscheidungsfreiheiten bei Personal- und Investitionsentscheidungen, gefolgt von Entscheidungsfreiheiten in der strategischen Zielplanung, der Art der Trägerschaft, der Reputation des jeweiligen Hauses sowie der Vergütung.
Als Hauptgründe für das Ausscheiden ihres Vorgängers nannten sie: Differenzen mit dem Aufsichtsrat in Bezug auf die strategische Ausrichtung oder Unternehmensführung, Differenzen in der Krankenhausleitung in Bezug auf die strategische Ausrichtung oder Unternehmensführung, mangelnder wirtschaftlicher Erfolg und das Verfehlen versorgungs- oder patientenbezogener Ziele und schriftlicher Zielvereinbarungen.
Spezialisierung des Leistungsspektrums
Auf die Frage „Wie schätzen Sie die Zukunft Ihres Krankenhauses in den nächsten fünf Jahren ein?“ erwarten 42 Prozent der Geschäftsführer eine Spezialisierung des Leistungsspektrums, 35 Prozent einen Ausbau des Leistungsspektrums und 29 Prozent ein organisches Wachstum. 24 Prozent erwarten, dass es in etwa so weitergeht, wie bisher, 15 Prozent erwarten eine Fusion mit anderen Krankenhausträgern und sechs Prozent erwarten eine Schließung ihres Standorts.
Dabei schätzen 54 Prozent der Geschäftsführer die Wahrscheinlichkeit als sehr groß ein, dass sie in zwölf Monaten noch im Amt sind, weitere 29 Prozent als eher groß, zehn Prozent als mittel, drei Prozent als klein und vier Prozent als sehr klein.
Probleme mit dem Betriebsrat
Die Mehrheit der Befragten berichtete in der Umfrage von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat: 79 Prozent der Befragten erklärten, dies treffe voll oder ziemlich zu. 68,9 Prozent erklärten, das Aufsichtsgremium und die Geschäftsführung kommuniziere offen über Probleme. Und in 75,4 Prozent der Fälle bezieht das Aufsichtsgremium die Geschäftsführung bei Entscheidungen mit ein.
79,7 Prozent der Umfrageteilnehmer machte die Angabe, dass sie mit der Zusammenarbeit mit der Pflegedirektion sehr oder eher zufrieden seien. Bei der Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Direktor machten 78,4 Prozent diese Angabe.
Bei der Zusammenarbeit mit den Chefärzten sank dieser Wert auf 62,4 Prozent und bei der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat auf 52,4 Prozent. Elf Prozent erklärten hier, sie seien mit der Zusammenarbeit eher unzufrieden und zehn Prozent, sie seien mit der Zusammenarbeit sehr unzufrieden.
Durchschnittliches Gehalt liegt bei 210.000 Euro
Im Durchschnitt verfügen die Krankenhausgeschäftsführer über ein Jahresfestgehalt von 178.300 Euro, wie aus der Umfrage hervorgeht. „Dabei gibt es eine große Streuung bei den Festgehältern“, erklärte der Leiter des DKI, Karl Blum.
So liegt obere Quartilswert bei 206.300 Euro, der untere bei 130.000. Das Gehalt steigt mit der Größe des Krankenhauses. Der Mittelwert bei Geschäftsführern von Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten liegt bei 226.000 Euro. Der obere Quartilswert liegt hier bei 270.000 Euro, der untere bei 175.000 Euro.
Hinzu kommen bei 60 Prozent der Geschäftsführer erfolgsabhängige Vergütungen: Boni, die am wirtschaftlichen Erfolg der Krankenhäuser bemessen werden, oder Boni für die Erfüllung von bestimmten Zielvereinbarungen.
Die erfolgsabhängige zusätzliche Vergütung liegt dabei im Mittel bei 31.200 Euro pro Jahr. „Fragen nach der Vergütung sind grundsätzlich heikel“, sagte Blum. Deshalb hätten diese Fragen auch nur 250 der teilnehmenden Geschäftsführer beantwortet.
Niedriger Frauenanteil
82 Prozent der Geschäftsführer sind männlich, 18 Prozent weiblich, wie aus der Umfrage hervorgeht. In Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten beträgt der Frauenanteil nur sieben Prozent.
„Altersabhängig bahnt sich hier keine Verbesserung an“, erklärte Blum. „Denn unter den jüngeren Geschäftsführungen ist der Frauenanteil noch geringer.“ Zudem sei der Frauenanteil insgesamt in den vergangenen zehn Jahren faktisch konstant geblieben.
37 Prozent der Umfrageteilnehmer verfügen über einen befristeten Arbeitsvertrag. Bei den Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten sind es 58 Prozent.
Sechs Prozent Mediziner
87 Prozent der Geschäftsführer sind Betriebswirte, zehn Prozent sind Gesundheits- und Krankenpfleger, sechs Prozent Mediziner und sechs Prozent Juristen. Das Durchschnittsalter liegt bei 52 Jahren. Jeder fünfte Geschäftsführer ist dabei 60 Jahre oder älter, jeder zehnte ist jünger als 40 Jahre alt. Im Durchschnitt besitzen die Geschäftsführer 20 Jahre Führungserfahrung. Jeder vierte hat dabei Führungserfahrung außerhalb des Krankenhauses.
Die Umfrage wurde durch den Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) unterstützt. Nürnberg von BDO hob hervor, dass sich sehr viele Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer an der Umfrage beteiligt hätten. „Die Datenbasis ist extrem spannend“, sagte er. „Wir haben von jedem dritten Krankenhaus in Deutschland Daten bekommen.“
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