UPD: Mehr als 50.000 Beratungen zu Corona

Berlin – Etwa jede dritte Beratung hat sich im vergangenen Jahr bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) um die Coronapandemie gedreht. Nach einer Auswertung, die exklusiv dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt, gab es bei der UPD 52.501 Beratungsgespräche rund um Corona. Der Anteil an allen Beratungen (172.945) lag damit bei 30,36 Prozent.
Erste Anfragen zu SARS-CoV-2 gab es demnach bereits im Januar (133), als der bundesweit erste Fall von SARS-CoV-2 – damals noch als 2019-nCoV bezeichnet – in Deutschland bekannt wurde. Bei dem ersten in Deutschland Infizierten handelte es sich um einen 33 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Landsberg. Er hatte sich bei einem Workshop seines Arbeitgebers bei einer Kollegin aus China angesteckt.
Im März des vergangenen Jahres – gleichzeitig mit den steigenden Sorgen in Deutschland und zunehmenden Infektionszahlen mit dem neuartigen Coronavirus – schnellten auch die Beratungen der UPD in die Höhe: auf 12.678 Fälle. Über den Jahresverlauf gab es jeden Monat einige Tausend Beratungsgespräche zum Thema SARS-CoV-2 und der Lungenerkrankung COVID-19.
Die UPD schreibt dazu, in den ersten drei Quartalen habe der Verlauf der Anzahl der Beratungen zum Thema Corona dem vom Robert-Koch-Institut (RKI) dokumentierten Verlauf der gemeldeten Fallzahlen der Infizierten geglichen. Dies sei im letzten Quartal allerdings nicht mehr so gewesen. Gründe dafür seien nicht bekannt.
Einen Wandel gab es im Laufe des Jahres auch bei der Themenstruktur. In der ersten Erkrankungswelle seien die Beratungen noch „sehr stark von medizinischen Fragestellungen geprägt“ gewesen, erläuterte die UPD. Dazu gehörten Aspekte wie Symptome, Verlauf der Erkrankung, Therapien oder auch Fragen zu Risikogruppen oder Hygienemaßnahmen.
Im weiteren Verlauf der Pandemie seien vermehrt gesundheitsrechtliche Beratungen angefordert worden. Dies habe etwa Reiseregelungen, Kostenübernahmen von Coronatests, Berufspflichten und Patientenrechte oder auch Krankschreibungen betroffen.
Impffragen seit November
Das Thema Impfen hat vor allem von November des vergangenen Jahres an Fahrt aufgenommen. Die Kurve ging im Novemver und Dezember 2020 steil nach oben. Thematisch drehten sich die Fragen um Vorerkrankungen, Wirksamkeit und Nebenwirkungen, Terminvereinbarungen und Zugang zu Impfungen. Eine Rolle spielte auch die Unzufriedenheit mit der individuellen Priorisierung bei Impfungen.
Hintergrund dürfte die derzeit knappe Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 sein, die eine Priorisierung notwendig macht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) beim RKI hat dafür Empfehlungen erarbeitet. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat diese in eine Impfverordnung gegossen, die sich an den STIKO-Empfehlungen orientiert.
Die Priorisierungen werden laufend dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand und den in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffen angepasst. Erst jüngst sind diese wieder geändert worden, nachdem der Vektorimpfstoff von Astrazeneca am vergangenen Freitag von der EU zugelassen worden war.
Zwar hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das Vakzin ohne Altersbeschränkung für Menschen ab 18 Jahren empfohlen. Die STIKO hat eine Empfehlung aber nur für 18- bis 64-Jährige ausgesprochen.
Die Daten der UPD zeigen weiter, dass sich sowohl ältere als auch jüngere Menschen über Aspekte von SARS-CoV-2 informiert haben. Im Vergleich hatten Menschen unter 46 Jahren – gemessen an allen Beratungen – sogar mehr Fragen rund um die Coronakrise als ältere Menschen.
Nach Erwerbsstatus sortiert suchten vor allem Arbeitnehmer Rat in der Krise. Gefolgt von Rentnern, Kindern, Schülern und Studenten und Selbstständigen. Der Anteil an Erwerbslosen war vergleichsweise gering. Frauen (etwa 60 Prozent) wendeten sich den Daten zufolge häufiger als Männer (rund 40 Prozent) mit Fragen an die UPD.
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