Politik

Viele Patienten gehen ohne kompetente Ersteinschätzung direkt in die Notaufnahme

  • Mittwoch, 23. Juli 2025
/picture alliance, SULUPRESS.DE, Torsten Sukrow
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Berlin – Ein großer Teil der Notfallpatienten sucht ohne vorherige medizinische Ersteinschätzung direkt eine Notaufnahme auf. Dies zeigt eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes.

Demnach gaben 41 Prozent derjenigen Befragten, die in den vergangenen fünf Jahren eine Notaufnahme aufgesucht haben, an, sie hätten sich akut zu schlecht gefühlt, um abwarten zu können.

Knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) waren laut eigenen Angaben von einer Arztpraxis in die Notaufnahme geschickt worden. Über den ärztlichen Bereitschaftsdienst, und somit nach der Ersteinschätzung unter der Telefonnummer 116117, gelangten elf Prozent der Befragten in die Notaufnahme.

15 Prozent erklärten, plötzlich Angst vor einem lebensbedrohlichen Problem wie einem Schlaganfall oder Herzinfarkt gehabt zu haben. Weitere zehn Prozent der Befragten gaben an, keinen Facharzttermin bekommen zu haben, bevor sich ihr gesundheitliches Problem akut verschlimmert habe und sie deshalb den Eindruck gehabt hätten, die Notaufnahme aufsuchen zu müssen.

„Die Zahlen spiegeln die Unsicherheit der Menschen, was bei einem vermuteten Notfall für sie die beste Behandlungsoption ist“, sagte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, zu den Umfrageergebnissen.

Zu den zwei Fünfteln der Befragten, die aufgrund eines akut empfundenen Krankheitsgefühls eigenständig eine Notaufnahme aufgesucht haben, erklärte Reimann, in „vielen dieser Fälle wäre vermutlich eine kompetente Ersteinschätzung, beispielsweise durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Telefonnummer 116117, sinnvoller gewesen als der direkte Gang in die Notaufnahme“.

Die Forsa-Befragung zeigt zudem, dass die Bereitschaft, bei Beschwerden in die Notaufnahme einer Klinik zu gehen, bei jüngeren Menschen ausgeprägter ist: Während unter den 18- bis 29-jährigen Befragten knapp die Hälfte (48 Prozent) angaben, in den vergangenen fünf Jahren wegen eines gesundheitlichen Problems in die Notaufnahme einer Klinik gegangen zu sein, waren es unter den über 60-Jährigen nur etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent).

„Vor diesem Hintergrund begrüßen wir es ausdrücklich, dass sich die schwarz-rote Koalition vorgenommen hat, die liegengebliebene Reform von Notfallversorgung und Rettungsdienst zeitnah anzugehen“, so Reimann.

Es werde Zeit, die für die Menschen verwirrende Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung im Notfallbereich endlich zu überwinden. Entscheidend sei, dass Patienten ihre Anliegen möglichst schnell abklären können, um auf den richtigen Behandlungspfad geleitet zu werden.

Immerhin 78 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen die zentrale bundesweite Nummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigungen zur Vermittlung von Arztterminen und für den ärztlichen Bereitschaftsdienst bekannt sei.

Im Vergleich zu anderen Befragungen aus der Vergangenheit ist zudem ein Anstieg in der Nutzung zu verzeichnen: Etwa zwei Fünftel der Befragten (41 Prozent), die die Nummer kannten, hatten die 116117 bereits angerufen, um sich bei akuten gesundheitlichen Beschwerden beraten zu lassen.

„Aus Sicht der AOK muss dieses sinnvolle Angebot der Kassenärztlichen Vereinigungen weiter gestärkt und noch bekannter gemacht werden. Die Nummer könne eine zentrale Schnittstelle zur besseren Steuerung von Notfällen, aber auch im geplanten System der Primärversorgung werden.

aha

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