Politik

Warken will drohendes Milliardenloch in der Pflege abwenden

  • Freitag, 23. Mai 2025
/marcus_hofmann, stock.adobe.com
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Berlin – Die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken will die Pflegeversicherung mit einer Finanzspritze vor einem drohenden Milliardendefizit bewahren. Geredet werden müsse über einen Ausgleich des Bundes für Milliardenausgaben während der Coronapandemie, sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Nach neuen Berechnungen der Krankenkasse DAK-Gesundheit steuert die Pflegeversicherung auf ein Defizit von in diesem Jahr 1,65 und von 3,5 Milliarden Euro 2026 zu. Warken kündigte einen baldigen Start einer für grundsätzliche Reformen vorgesehenen Bund-Länder-Arbeitsgruppe an.

„Aber sie braucht dann noch einige Monate Zeit, um Ergebnisse vorzulegen“, sagte die Nachfolgerin des ausgeschiedenen Ministers Karl Lauterbach (SPD). „Bis dahin sind kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung der Pflegefinanzen dringend nötig.“

Warken: Bund schuldet Pflegeversicherung Milliarden

Bereits Lauterbach hatte eine Pflegereform angekündigt, doch kam es dazu angesichts des vorzeitigen Scheiterns der Ampel nicht mehr. Warken verwies auf mehr als fünf Milliarden Euro, die der Bund den Pflegekassen für Ausgaben etwa für vor der Schließung bedrohte Einrichtungen während der Pandemie schulde. „Dafür braucht die Pflegeversicherung einen Ausgleich.“

Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann warf der Regierung fehlenden Reformwillen und mangelnde Fantasie vor. „Die Pflege ist selbst zum Patienten geworden, der Handlungsbedarf dramatisch“, sagte Haßelmann. „Dringend nötige Reformen dürfen nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden.“

Union und SPD lagerten die akut drängenden Fragen aber in Kommissionen aus. „Dabei hat die Regierung selbst eingeräumt, dass die Pflegeversicherung spätestens zu Anfang 2026 frisches Geld braucht, um zahlungsfähig zu bleiben.“ Die Pflege drohe auf der Intensivstation zu landen.

Bayern will höhere Beiträge vermeiden

Die Bürger dürfen nach Ansicht von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach nun nicht höhere Beiträge bezahlen müssen. „Die neue Bundesregierung muss dringend handeln, um weitere Beitragserhöhungen noch in diesem Jahr zu vermeiden“, sagte die CSU-Politikerin in München.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, rief die Regierung auf, zunächst die Einnahmen der Pflegeversicherung auf ein zukunftssicheres Fundament zu stellen. „Erst wenn das Geld da ist, kann über Inhalte einer dringend notwendigen Reform gesprochen werden“, sagte Brysch. „Absichtserklärungen helfen Pflegebedürftigen und deren Angehörigen nicht.“

Sofort zu stoppen sei die Plünderung der Versicherung durch versicherungsfremde Leistungen. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) müsse neben den coronabedingten Lasten auch jährliche Mittel von 3,5 Milliarden für Rentenversicherungsbeiträge pflegender Angehöriger zurückzahlen. Die Chefin des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, pochte auf Entlastung der Beitragszahler und der Pflegepatienten.

Ohne neue Finanzmittel sei spätestens zum Jahreswechsel 2026 eine Beitragserhöhung um mindestens 0,3 Beitragssatzpunkte unvermeidlich, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Für ein Kassenmitglied beispielsweise mit einem Kind werden heute 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens fällig.

Bereits im vergangenen Jahr war die Pflegeversicherung mit 1,54 Milliarden Euro ins Minus gesackt. Zur finanziellen Stabilisierung wurden die Pflegebeiträge zu Jahresbeginn um 0,2 Prozentpunkte angehoben.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm plädiert angesichts der Finanzprobleme für Leistungskürzungen und eine höhere Selbstbeteiligung der Pflegepatienten. Die Beiträge zur Pflegeversicherung stiegen zu stark. „Das wird nicht durchhaltbar sein“, sagte sie in einem Bild-Interview. Das bedeute, dass man die Ausgestaltung wahrscheinlich anpassen müsse: „also weniger Leistungen, die dann mit realistischen Beiträgen gezahlt werden müssen“.

dpa

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