Politik

Wenig Evidenz zum Nutzen der Strahlentherapie bei Fibromatosen an Hand und Fuß

  • Montag, 5. Juni 2023
Morbus Dupuytren /Elena Shi, stock.adobe.com
Morbus Dupuytren /Elena Shi, stock.adobe.com

Köln – Wegen fehlender Studien bleibt unklar, ob eine frühe Strahlentherapie Patienten mit Fibromatosen an Hand oder Fuß Vorteile gegenüber den bisher üblichen Injektionen oder Operationen bietet. Zu diesem Ergebnis kommt ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam unter Federführung der Medizinischen Hochschule Hannover.

Den Auftrag zu der entsprechenden Recherche hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Rahmen des „Themencheck Medizin“ erteilt. Die Fragestellungen des Themenchecks gehen auf Vorschläge von Bürgern zurück.

Fibromatosen sind gutartige Wucherungen des Bindegewebes, bei der sich das Gewebe verdickt und verhärtet. Diese Wucherungen können sich sehr unterschiedlich verhalten: Manche bleiben lange unverändert oder wachsen nur langsam, andere vergrößern sich schnell.

Zu Beginn lösen die Fibromatosen meist keine Schmerzen aus. Schreitet die Krankheit aber voran, krümmen sich bei Fibromatosen an der Hand (Morbus Dupuytren) die Finger zunehmend nach innen und werden steifer. Betroffene können die Hand dadurch immer schlechter nutzen.

An der Fußsohle wird die Erkrankung Morbus Ledderhose genannt. Betroffene haben meist Schmerzen beim Gehen, brauchen im fortgeschrittenen Stadium teilweise Gehhilfen oder können nicht mehr Auto fahren.

Für beide Erkrankungen gibt es derzeit keine heilende Therapie. Die bisher angewendeten Behandlungen (Operationen, Strahlentherapie, Injektionen) zielen darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, Schmerzen zu lindern und Funktionsdefizite zu mindern.

Der Bericht der Arbeitsgruppe macht deutlich, dass es für die Strahlentherapie bei Fibromatosen an Hand und Fuß keine gesicherte Wissenslage gibt. Für Morbus Ledderhose konnten die Forscher keine Studien mit publizierten Ergebnissen identifizieren, für Morbus Dupuytren lediglich eine Studie, die aber erhebliche methodische Schwachpunkte aufweist.

Aus Sicht des IQWiG ist es daher zu früh, um eine Empfehlung für den Einsatz der Strahlentherapie bei Fibromatosen auszusprechen. Es sei zu hoffen, dass zwei laufende, randomisierten und kontrollierten Studien zu Morbus Dupuytren und zu Morbus Ledderhose die Wissensbasis verbessern und verlässlichere Aussagen zum Nutzen und Schaden der Strahlentherapie bei Fibromatosen ermöglichen, schreibt das Institut in seinem Herausgeberkommentar.

hil

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