Westerfellhaus will mehr Verantwortung für Gesundheitsfachberufe

Berlin – Aus Sicht des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, ist die Zeit im deutschen Gesundheitssystem reif dafür, Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung zu übertragen.
„Es ist zu spüren, dass sich hier etwas im politischen Raum bewegt“, sagte er gestern bei der Veranstaltung „Interprofessionelles Arbeiten im Gesundheitsbereich“ in Berlin. Ziel müsse es sein, dass sich alle Gesundberufe als Teil eines interprofessionellen Teams begriffen und auf Augenhöhe miteinander kommunizierten.
Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, die „Aufgabenverteilung der Gesundheitsberufe neu zu justieren und den Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung zu übertragen“.
Im Januar dieses Jahres wurde daraufhin ein Strategieprozess begonnen, in den „auch Möglichkeiten der Übertragung von Heilkunde auf Pflegefachpersonen und weiterer Verordnungskompetenzen, zum Beispiel für Hilfsmittel, einbezogen“ werden sollen, wie es im Abschlussbericht der Konzertierten Aktion Pflege heißt.
An dem Prozess sind unter anderem das Bundesgesundheitsministerium, das Bundesfamilienministerium, die Pflegeberufsverbände, die Pflegekammern und die Bundesärztekammer beteiligt.
Keine Änderungen in dieser Legislaturperiode mehr
Westerfellhaus erklärte gestern, wie er sich eine Neujustierung der Aufgaben vorstellt. „Was in der Kompetenz eines jeweiligen Gesundheitsfachberufes liegt, soll von diesem auch eigenständig ausgeführt werden können“, sagte er.
Als Beispiel nannte er die Behandlung chronischer Wunden im ambulanten Setting. Der Wundmanager vor Ort solle die Erkrankung diagnostizieren, kodieren und eigene Therapieentscheidungen treffen können.
Dazu bedürfe es einer haftungsrechtlichen Grundlage und eines eigenen Budgets. Weitere Berufsgruppen könnten konsiliarisch hinzugezogen werden. Er sehe die Chance, entsprechende Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen einzuführen, allerdings nicht mehr in dieser Legislaturperiode, sagte Westerfellhaus.
Zugleich rief er die Pflegenden dazu auf, sich für die Einrichtungen von Pflegekammern zu engagieren. „Für die Berufsgruppe der Pflegenden ist die Bundespflegekammer existenziell wichtig und es macht mich unglücklich, wenn ich Rückschritte vermerke“, sagte er im Hinblick auf die geplante Auflösung der Pflegekammer Niedersachsen.
„Aus der Pflege wird schnell nach der Politik gerufen. Die Politik braucht aber einen Sparringspartner, eine legitimierte Organisation, die für die Belange der Berufsgruppe eintritt und ernstgenommen wird.“
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