Politik

Grüne wollen Pflegekräften mehr Verantwortung übertragen

  • Freitag, 21. August 2020
/picture alliance, Benoit Doppagne, BELGA
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Berlin – Angesichts des zunehmenden Personalmangels im Gesundheitswesen wollen die Grünen im Bundestag erreichen, dass Ärzte einen Teil ihrer Aufgaben an andere Gesund­heits­berufe wie etwa Pflegekräfte abgeben. Diese sollen damit mehr Verantwortung be­kommen.

Die bestehende Aufgabenverteilung zwischen Medizinern und den nichtärztlichen Ge­sund­heitsberufen sei überholt und müsse reformiert werden, heißt es in einem Bundes­tags­antrag der Grünen-Fraktion, über die das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtet.

„Die unzeitgemäße Aufgabenverteilung in unserem Gesundheitswesen vermittelt die Illu­sion einer ärztlichen Allzuständigkeit, die andere Gesundheitsberufe in eine Assistenz­rolle drängt“, schreiben die Autoren. Diese mindere die Attraktivität dieser Berufe und verschärfe somit den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel.

„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und sich ver­ändernder Ansprüche an die Gesundheitsversorgung ist diese traditionelle Aufgaben­ver­teilung kaum aufrecht zu erhalten“. Nach Vorstellung der Grünen soll die Neuordnung in einem allgemeinen Heilberufegesetz geregelt werden.

In dem Antrag fordern die Grünen zudem den Aufbau von Gesundheits­regionen, in denen die traditionellen Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung faktisch auf­gehoben werden.

In diesen Regionen sollen niedergelassene Ärzte, Kliniken, Therapeuten und andere Ge­sundheitsberufe eng kooperieren, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Kran­kenkassen sollen höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds bekommen, wenn sie für ihre Versicherten Verträge mit derartigen Netzwerken abschließen.

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther MdB sagte dem RND, in dem starr nach Sektoren getrennten Gesundheitswesen komme es viel zu häufig zu Ab­stim­mungs­problemen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern. Das geht zulasten der Patientinnen und Patienten.

„Für sie ist nicht entscheidend, wer wie von wem für eine Leistung vergütet wird, sondern ob sie gut versorgt sind“ sagte die Grünen-Politikerin. „Die Bundesregierung muss endlich wirksame Anreize setzen, um einen Aufbruch für mehr Vernetzung und eine vertiefte Zu­sammenarbeit in der Versorgung zu ermöglichen“, forderte sie. Nicht zuletzt die Corona­krise habe gezeigt, wie wichtig abgestimmte und verlässliche Versorgungs­abläufe seien.

Die Bundesregierung arbeitet bereits an dem Thema. Zuletzt hatte der Pflegebevoll­mäch­tigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, betont, dass Ergebnisse des im Januar 2020 begonnen Strategieprozesses, in dem es auch um die Substitution ärztlicher Leistungen durch Pflegefachpersonen geht, voraus­sichtlich Ende 2021 vorliegen sollen.

An dem Prozess sind unter anderem das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter­ium, das Bundesfa­milienministerium, die Pflegeberufsverbände, die Pflegekammern und die Bundes­ärzte­kammer beteiligt.

kna/may

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