Grüne wollen Pflegekräften mehr Verantwortung übertragen

Berlin – Angesichts des zunehmenden Personalmangels im Gesundheitswesen wollen die Grünen im Bundestag erreichen, dass Ärzte einen Teil ihrer Aufgaben an andere Gesundheitsberufe wie etwa Pflegekräfte abgeben. Diese sollen damit mehr Verantwortung bekommen.
Die bestehende Aufgabenverteilung zwischen Medizinern und den nichtärztlichen Gesundheitsberufen sei überholt und müsse reformiert werden, heißt es in einem Bundestagsantrag der Grünen-Fraktion, über die das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtet.
„Die unzeitgemäße Aufgabenverteilung in unserem Gesundheitswesen vermittelt die Illusion einer ärztlichen Allzuständigkeit, die andere Gesundheitsberufe in eine Assistenzrolle drängt“, schreiben die Autoren. Diese mindere die Attraktivität dieser Berufe und verschärfe somit den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel.
„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und sich verändernder Ansprüche an die Gesundheitsversorgung ist diese traditionelle Aufgabenverteilung kaum aufrecht zu erhalten“. Nach Vorstellung der Grünen soll die Neuordnung in einem allgemeinen Heilberufegesetz geregelt werden.
In dem Antrag fordern die Grünen zudem den Aufbau von Gesundheitsregionen, in denen die traditionellen Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung faktisch aufgehoben werden.
In diesen Regionen sollen niedergelassene Ärzte, Kliniken, Therapeuten und andere Gesundheitsberufe eng kooperieren, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Krankenkassen sollen höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds bekommen, wenn sie für ihre Versicherten Verträge mit derartigen Netzwerken abschließen.
Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther MdB sagte dem RND, in dem starr nach Sektoren getrennten Gesundheitswesen komme es viel zu häufig zu Abstimmungsproblemen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern. Das geht zulasten der Patientinnen und Patienten.
„Für sie ist nicht entscheidend, wer wie von wem für eine Leistung vergütet wird, sondern ob sie gut versorgt sind“ sagte die Grünen-Politikerin. „Die Bundesregierung muss endlich wirksame Anreize setzen, um einen Aufbruch für mehr Vernetzung und eine vertiefte Zusammenarbeit in der Versorgung zu ermöglichen“, forderte sie. Nicht zuletzt die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig abgestimmte und verlässliche Versorgungsabläufe seien.
Die Bundesregierung arbeitet bereits an dem Thema. Zuletzt hatte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, betont, dass Ergebnisse des im Januar 2020 begonnen Strategieprozesses, in dem es auch um die Substitution ärztlicher Leistungen durch Pflegefachpersonen geht, voraussichtlich Ende 2021 vorliegen sollen.
An dem Prozess sind unter anderem das Bundesgesundheitsministerium, das Bundesfamilienministerium, die Pflegeberufsverbände, die Pflegekammern und die Bundesärztekammer beteiligt.
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