Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen deutlich erhöht

Berlin – Die Zahl der Arztkonsultationen wegen akuter Atemwegserkrankungen liegt derzeit dreimal höher als das sonst um diese Jahreszeit übliche Niveau. Dies geht aus dem aktuellen wöchentlichen Lagebericht des Robert-Koch-Institutes (RKI) zu SARS-CoV-2 und anderen akuten Atemwegserkrankungen (ARE) hervor.
Diese Situation sei, wie die virologische Sentinelsurveillance zeige, auf eine Ko-Zirkulation von SARS-CoV-2 mit Rhino- und Parainfluenzaviren zurückzuführen – wobei bei den Erwachsenen SARS-CoV-2 dominiert.
Laut RKI-Daten, basierend auf der syndromischen Surveillance im ambulanten Bereich, konsultierten in der 28. Kalenderwoche (11. Juli bis 17. Juli) 1,2 Millionen Patientinnen und Patienten (circa 1.500 Konsultationen / 100.000 Einwohner) wegen akuter Atemwegserkrankungen einen Arzt beziehungsweise Ärztin. Die Gesamtzahl der ambulanten Arztkonsultationen wegen COVID-19 gibt das RKI mit etwa 430.000 an.
Gestern hatte eine Sprecherin des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mitgeteilt, dass Krankschreibungen wegen Erkältungsbeschwerden angesichts der Coronasommerwelle auch wieder telefonisch und ohne Praxisbesuch möglich werden sollen. Das habe eine Diskussion in der G-BA-Sitzung ergeben.
Zuvor hatte bei leichten Erkrankungen der oberen Atemwege in der Pandemie fast durchgehend gegolten, dass Krankschreibungen für sieben Tage auch nach nur telefonischer Rücksprache mit dem Arzt möglich waren. Die Sonderregelung war mit Verweis auf die entspanntere Coronalage zu Anfang Juni ausgelaufen.
Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz der gemeldeten Fälle mit einem labordiagnostischen Nachweis von SARS-CoV-2 stieg in KW 28 im Vergleich zur Vorwoche noch weiter leicht an. Der Anstieg betraf vor allem Bundesländer in der Mitte und im Süden des Landes, und insbesondere die Altersgruppen ab 70 Jahre (mit elf Prozent bis 24 Prozent), während die 7-Tages-Inzidenzwerte der Meldefälle in den jüngeren Altersgruppen weiterhin am höchsten liegen (über 1.000/100.000 Einw. bei Altersgruppen zwischen 25 und 49 Jahre).
In allen Altersgruppen bleibe der Infektionsdruck in der Allgemeinbevölkerung und die damit assoziierten Belastungen des Gesundheitswesens hoch, betont das RKI. So sei die Zahl der Ausbrüche von COVID-19 sowohl in medizinischen Behandlungseinrichtungen als auch in Alten- und Pflegeheimen deutlich angestiegen. Zudem verzeichne das DIVI-Intensivregister eine im Vergleich zu den Vorwochen höhere absolute Zahl der auf einer Intensivstation behandelten Personen mit einer COVID-19-Diagnose (20. Juli: 1.330 Fälle).
Auch die Sterbefallzahlen würden im Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen und nachträglich eingehenden Meldungen ansteigen – allerdings bisher nur leicht. Bei einem anhaltend hohen Infektionsdrucks seien laut RKI weitere Anstiege von schweren Erkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfällen zu erwarten.
Der weitere Verlauf der Coronapandemie und der Schutz von vulnerablen Gruppen hänge neben dem Auftreten neuer Virusvarianten und der Inanspruchnahme der angebotenen Impfungen wesentlich vom Verhalten der Bevölkerung ab. Vor dem Hintergrund hoher Inzidenzen durch die stärkere Verbreitung der Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5 sollten die Empfehlungen zur Infektionsvermeidung weiterhin unbedingt eingehalten werden, so das RKI.
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