Zum Welt-Alzheimertag mehr Hilfe für Demenzkranke gefordert

Berlin – Am Welt-Alzheimertag haben Verbände mehr Unterstützung für Demenzkranke gefordert. Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) wies heute auf besondere Herausforderungen bei der Behandlung Betroffener in Kliniken hin. „Für Menschen mit Demenz ist der Aufenthalt im Krankenhaus besonders belastend“, sagte Verbandschef Christoph Radbruch. Die ungewohnte Umgebung und veränderte Abläufe verunsicherten sie. Abhilfe könnten besonders geschulte Patientenlotsen schaffen. Auch eine kontinuierliche und nachhaltige Versorgung und Betreuung über das Krankenhaus hinaus sei wichtig.
Der Welt-Alzheimertag am 21. September soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Alzheimerkrankheit und andere Formen der Demenzerkrankungen lenken. In Deutschland leben aktuell rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Experten rechnen bis 2050 mit einem Anstieg auf rund 3 Millionen.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) forderte Unterstützung beim Ausbau der Versorgungsstrukturen für Menschen mit Demenz. Dabei gehe es um den Schutz der Betroffenen und um ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ihre Sozialkontakte, sagte bpa-Präsident Bernd Meurer.
Die Schutzmaßnahmen in der Coronapandemie hätten gezeigt, wie schmal der Grat zwischen Schutz und Isolation sein könne. Eine umfassende Versorgungsstruktur müsse von der Diagnostik über ambulante Hilfen bis zur teil- und vollstationären Versorgung reichen.
Die Arbeiterwohlfahrt forderte ebenfalls mehr Unterstützung für Alzheimererkrankte und ihre Angehörigen. „Die Diagnose Alzheimer führt noch zu oft in die Isolation der Betroffenen und ihrer Angehörigen“, kritisierte Vorstandsmitglied Brigitte Döcker. Dies liege vor allem daran, dass die mit der Erkrankung einhergehenden Verhaltensveränderungen und Beeinträchtigungen nach wie vor mit einem Stigma verbunden seien.
„Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen nicht aus Scham mögliche Symptome lange verheimlichen und deshalb später als nötig Unterstützung bekommen“, erklärte Döcker. Nötig seien unter anderem alters- und demenzgerechte Wohn- und Lebensformen, regionale Netzwerke, Selbsthilfestellen und präventive Hausbesuche.
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) verlangte ebenfalls ein Umdenken im Umgang mit der Krankheit. „Statt Erkrankte zu isolieren, müssen teilhabeorientierte Lebenssituationen geschaffen werden“, sagte der Vorsitzende Helmut Kneppe. Die Forschung habe Risikofaktoren ermittelt, zu denen auch physische Inaktivität und geringe soziale Kontakte gehörten. Die Verbesserung der Situation für Alzheimererkrankte und ihre Angehörigen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir sollten das Altern als Chance betrachten, die viele Möglichkeiten bietet, wenn wir die Möglichkeitsräume schaffen“, meinte Kneppe.
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