24.000 Euro Therapiekosten pro Jahr für Lecanemab angesetzt

Berlin – Der zur Alzheimer-Therapie zugelassene Antikörper Lecanemab kommt am heutigen 1. September in Deutschland offiziell auf den Markt. Österreich und Deutschland seien die ersten EU-Länder, in denen das unter dem Namen Leqembi vertriebene Mittel verfügbar werde, teilten die beteiligten Pharmaunternehmen Biogen aus den USA und Eisai aus Japan mit.
Das Unternehmen Eisai beziffert den Herstellerpreis auf 310 Euro pro 2-Milliliter-Packung und 615 Euro pro 5-Milliliter-Packung. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) liegt der Verkaufspreis für die kleine Packung zunächst bei 403,27 Euro und bei 788,86 Euro für die große Packung. Für wie viele Infusionen die Mengen reichten, sei vom Gewicht des jeweiligen Patienten abhängig, sagte ein Eisai-Sprecher.
Der ABDA rechnet vor, dass für eine 70 Kilogramm schwere Person pro Infusion etwa sieben Milliliter Konzentrat – also eine große und eine kleine Packung – benötigt würden. Dem Hersteller Eisai zufolge würde dies in Bezug auf den Herstellerpreis auf Medikamentenkosten von 24.050 Euro pro Jahr hinauslaufen.
Dies deckt sich mit der Schätzung des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Peter Berlit, der auch etwa 24.000 Euro an Kosten für das Medikament pro Jahr pro Patient erwartet. Die Kosten für Tests, Durchführung der Therapie und Überwachung könnten sich zusätzlich auf etwa 10.000 Euro belaufen.
Nach Angaben der Alzheimer Forschung Initiative werden die Kosten zunächst von den Krankenkassen übernommen. Parallel dazu werde der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) prüfen, welchen Nutzen das Mittel im Vergleich zu bisherigen Therapien erbringe. Das Ergebnis dieser Prüfung sei Grundlage für die folgenden Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Krankenkassen.
Im April hatte die EU-Kommission Lecanemab für die Behandlung von leichter kognitiver Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment) und milder Demenz aufgrund einer Alzheimer-Krankheit zugelassen.
Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln und Demenzforscher, sieht die Krankenhausambulanzen grundsätzlich gut aufgestellt, um diese Woche mit der Therapie mit Leqembi zu beginnen. Konkret sei dies jedoch auch abhängig von den Kapazitäten der einzelnen Zentren – etwa im Blick auf Personal, MRT- und Infusionsplätze.
Der Start in einigen Kliniken könnte sich jedoch auch wegen der hohen für die Kliniken anfallenden Kosten verzögern, die diese schultern müssen, weil die Preisverhandlungen noch laufen. Jessen erklärt, dass die Kosten für die Behandlung von Kassenpatienten im Regelfall zunächst über Ambulanzpauschalen abgerechnet werden, die verhandelt werden müssen. „Da müssen die Krankenhäuser jetzt intern eine Regelung finden.“
Die nach langem Zögern zugelassene Therapie kann nur einem kleinen Teil der rund eine Million Menschen helfen, die allein in Deutschland von Alzheimer betroffen sind. Lecanemab wird als intravenöse Infusion alle zwei Wochen verabreicht.
Aufgrund der Nebenwirkungen wie Schwellungen und Mikroblutungen im Gehirn, den sogenannten Amyloid-related Imaging Abnormalities (ARIA), war Lecanemab bei einer ersten Prüfung der EU-Arzneimittelbehörde EMA noch abgelehnt worden.
Bei einer erneuten Prüfung kamen die Behörden jedoch zu dem Schluss, dass für eine bestimmte Untergruppe der Alzheimer-Betroffenen der Nutzen die Risiken übersteige. Um sicherzustellen, dass nur jene Personen an das Mittel kommen, die auch einen Nutzen davon haben, wird es ein EU-weites Register aller Patienten und Patientinnen geben.
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