Vermischtes

Aktionäre gehen mit Bayer hart ins Gericht

  • Mittwoch, 28. April 2021
Das Unkrautvernichtungsmittel Roundup vom Chemiekonzern Monsanto (Bayer AG) mit dem Wirkstoff Glyphosat./ picture alliance, XAMAX
Das Unkrautvernichtungsmittel Roundup vom Chemiekonzern Monsanto (Bayer AG) mit dem Wirkstoff Glyphosat./ picture alliance, XAMAX

Leverkusen – Fast drei Jahre sind seit dem ersten Urteil im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Düngemittel vergangen – abgehakt ist das Thema für Bayer noch immer nicht. Wegen Milliardenrückstellungen für die Streitigkeiten und hoher Abschreibungen im Agrargeschäft fiel 2020 ein Verlust von mehr als zehn Milliarden Euro an.

Mit einem Minus von rund einem Drittel war die Bayer-Aktie im vergangenen Jahr das Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax. Entsprechend harsch fiel die Kritik der Aktionäre des Agrarchemie- und Phar­ma­konzerns auf der Onlinehauptversammlung gestern aus.

Bayer-Chef Werner Baumann versprach Besserung. Angesichts des teuren Glyphosaterbes, das Baumann sich 2018 mit der Übernahme des US-Saatgut-Konzerns Monsanto ins Haus geholt hatte, haben er und Bayer viel Vertrauen bei den Anlegern verspielt.

„Bayer muss die Klagerisiken und Altlasten von Monsanto abschließend in den Griff bekommen“, sagte der Experte der kreditgenossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, Janne Werning. Grund­sätzlich begrüßte Werning die im vergangenen Jahr erzielte Teileinigung, in deren Zuge bereits Verglei­che mit Zehntausenden Klägern geschlossen wurden. Er betonte aber auch, dass nun für den nach wie vor offenen Umgang mit künftigen Klagen eine Lösung gefunden werden müsse.

Richtungsweisend werden vor diesem Hintergrund die kommenden Wochen: Am 19. Mai steht eine An­hö­rung vor dem zuständigen Bundesrichter Vince Chhabria auf der Agenda. Der Termin wurde aus orga­ni­satorischen Gründen um eine Woche verschoben, wie das Bayer-Management erklärte.

Dabei geht es um den neuen Vorschlag von Bayer und der Gegenseite zum Umgang mit diesem entschei­denden Teil des milliardenschweren Glyphosatvergleichs. Den ersten Vorschlag hatte der Richter im ver­gangenen Jahr abgelehnt. Baumann betonte auf der Hauptversammlung erneut, dass beide Streitpartei­en „mit der überarbeiteten Einigung gewissenhaft auf die Fragen eingegangen“ sind, die das Gericht auf­geworfen habe.

Mit Blick auf das Tagesgeschäft setzt Baumann auf eine Erholung nach einem schwierigen Jahr, in dem widriges Wetter in den USA und ein schwacher brasilianischer Real auf dem Agrargeschäft lasteten und die Coronapandemie für Gegenwind im Pharmageschäft sorgte. Während die Viruskrise noch nicht aus­gestanden ist, hellten sich in den vergangenen Monaten zumin­dest die Perspektiven für die Landwirt­schaft auf.

Positiv bewerten Investoren die Strategie der Pharmasparte im Bereich der Gen- und Zelltherapien, den Bayer zuletzt mit Übernahmen gestärkt hatte. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereini­gung für Wertpapierbesitz, Marc Tüngler, lobte die jüngsten Entwicklungen und hofft darauf, dass sie helfen werden, Umsatzeinbußen nach dem schrittweisen Auslaufen der Patente auf Xarelto auszu­glei­chen.

Das von der Bayer-Chefetage proklamierte Potenzial des Geschäfts mit Gen- und Zelltherapien wird sich allerdings erst mittel- bis langfristig zeigen. Ingo Speich von der Sparkassenfondstochter Deka Invest­ment warnt daher vor übertriebenem Optimismus.

Bayer-Chef Baumann versprach den Aktionären Besserung. „Wir wollen Ihr Vertrauen wieder zurück­gewinnen. Und wir werden liefern.“ Die Anteilseigner, die die Hauptversammlung zur Abstimmung über das Top-Management nutzten, scheinen auf Baumanns Worte zu setzen.

Wie vor einem Jahr stimmten sie mit etwas mehr als 90 Prozent für eine Entlastung des Vorstandes. 2019, als die Glyphosatkrise erstmals das bestimmende Thema auf einer Aktionärsversammlung war, hatten die Anteilseigner dem Vorstand noch die Entlastung verweigert. Folgen hatte das allerdings keine.

dpa

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