Vermischtes

Antibiotikaverbrauch in Deutschland das dritte Jahr in Folge gestiegen

  • Mittwoch, 19. Februar 2025
/picture alliance, dpa, Monika Skolimowska
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Berlin – Der Verbrauch von Antibiotika in Deutschland im Rahmen der Patientenversorgung ist im Jahr 2023 das dritte Jahr in Folge gestiegen und liegt jetzt mit 36,1 Millionen Packungen rund sechs Prozent höher als der Verbrauch im Vor-Corona-Jahr 2019. Das geht aus einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.

Die Analyse berücksichtigt nur Antibiotika, die zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgerechnet wurden. Danach lag der Verbrauch im Jahr 2021 bei 24,4 Millionen Packungen. Im Jahr 2022 betrug die Anzahl der Verordnungen 30,5 Millionen. 2023 stiegen diese um 18,4 Prozent auf 36,1 Millionen an.

Der Anteil der Verordnungen von Reserveantibiotika ist seit 2020 relativ stabil bei 43,4 Prozent geblieben – dies bedeutet aber bei insgesamt steigenden Verordnungszahlen, dass auch die Verordnungen der Reserveantibiotika im gleichen Maße gestiegen sind.

„Der erneute Verordnungsanstieg von Antibiotika der Reserve ist besorgniserregend, denn er könnte die Gefahr von Resistenzen weiter verschärfen, was gerade im Falle von lebensbedrohlichen Erkrankungen dramatische Auswirkungen hätte“, sagte WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

Mit 15,7 Millionen Verordnungen im Jahr 2023 – ein Plus von 21,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – würden die Präparate zu häufig verordnet. „Reserveantibiotika sind eine wertvolle Notfalloption – doch die abermals steigenden Verordnungszahlen deuten darauf hin, dass ihr zurückhaltender Einsatz noch nicht konsequent genug gelingt“, so Schröder.

Die WIdO-Analyse zeigt für verschiedene Regionen Deutschlands erhebliche Unterschiede im Antibiotikaeinsatz. Im Vergleich der Verordnungszahlen der Kassenärztlichen Vereinigungen wurde in der ambulanten Versorgung in Hamburg mit 328 Antibiotikaverordnungen je 1.000 GKV-Versicherte vergleichsweise zurückhaltend verordnet.

Den Spitzenplatz bei den Antibiotikaverordnungen im Jahr 2023 belegt das Saarland mit 539 Antibiotikaverordnungen je 1.000 GKV-Versicherte. Der geringste Verordnungsanteil der Reserveantibiotika an allen Antibiotika wird mit 33,3 Prozent in Bremen erreicht, der höchste Anteil der Reserveantibiotika mit 53,4 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern.

„Obwohl bei diesen Betrachtungen die regional unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstruktur der GKV-Versicherten sowie deren Morbidität unberücksichtigt bleiben, sollten diese teils drastischen regionalen Unterschiede bei Umfang und Struktur der Antibiotikaverordnung Anlass sein, regionale Verschreibungsgewohnheiten kritisch zu hinterfragen“, so Schröder.

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sinkt laut WIdO zwar. Allerdings zeigen die absoluten Zahlen, dass die Verwendung der Präparate in der Tierhaltung das Problem der Resistenzbildung weiterhin verstärkt.

So sind laut dem Institut zur medizinischen Versorgung der Patienten in Deutschland im Jahr 2023 rund 310 Tonnen Antibiotika zum Einsatz gekommen, während das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit rund 529 Tonnen an Tierärzte abgegebene Antibiotikamengen ermittelt hat.

Das WIdO weist auch daraufhin, dass neue Antibiotika rar sind: In den vergangenen zehn Jahren waren nur acht von 367 neu auf den Markt gebrachten Wirkstoffen Antibiotika.

hil

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