Apps auf Rezept setzen sich nur langsam durch

München – Seit gut einem halben Jahr können Ärzte Apps auf Rezept verschreiben. Doch digitale und ärztliche Versorgung finden nur langsam zusammen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Marktforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der SBK.
Demnach haben bislang erst zwei Prozent der Menschen eine App auf Rezept erhalten, nur acht Prozent wurden durch einen Arzt über die Möglichkeit zur Nutzung einer Digitalen Gesundheitsanwendung (kurz DiGA) aufgeklärt.
Insgesamt nutzen 16 Prozent der Befragten Gesundheits-Apps oder Onlineangebote zum besseren Management ihrer Krankheit oder zum Erhalt ihrer Gesundheit. Die meisten, die auf eine Gesundheitsunterstützung durch eine App zurückgreifen, tun dies demnach also wohl ohne ärztliches Rezept.
Wer Onlinetherapien (DiGAs oder andere Onlineangebote) nutzt, sieht in der Regel darin für sich einen Mehrwert: 70 Prozent der Nutzer empfinden laut YouGov-Umfrage ihre gesundheitsbezogene App als einen großen oder sehr großen Nutzen.
Die internen Zahlen der SBK bestätigen die verhaltene Nachfrage nach DiGAs, zeigen allerdings auch einen stetigen Aufwärtstrend: Bis Ende April 2021 wurden den über eine Million SBK-Mitgliedern insgesamt 349 DiGAs genehmigt. Ein Viertel davon wurde direkt von der SBK und ohne ärztliche Verordnung genehmigt.
„Diese Zahlen zeigen, dass die App auf Rezept in der ärztlichen Versorgung bisher eine untergeordnete Rolle spielt“, sagt Christina Bernards, SBK-Fachexpertin für innovative Präventions- und Versorgungsangebote.
Vor diesem Hintergrund forderte Bernards ein besseres Zusammenspiel zwischen digitaler und analoger Versorgung. „Es muss nicht nur schnellstmöglich wissenschaftlich beantwortet werden, ob die DiGAs den Patienten einen echten Vorteil bieten, sondern auch die Frage, wo ärztliche Unterstützung notwendig ist bzw. wie gut die einzelnen Apps vielleicht auch ohne ärztliche Unterstützung helfen“, so die Expertin.
Zudem gelte es zu verhindern, dass aufgrund der mangelnden Vernetzung digitaler und analoger Gesundheitsangebote ein digitaler Sektor entstehe. „Und zwar mit all den Nachteilen, die wir bisher schon an den Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und Pflege sehen, wie zum Beispiel mangelnde Transparenz und fehlender Austausch von Daten“, warnt Bernards.
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