Ausländische Pflegekräfte haben in Deutschland oft weniger Befugnisse als im Heimatland

Berlin – 77 Prozent der im Ausland ausgebildeten Pflegefachpersonen geben an, dass sie in Deutschland weniger Befugnisse haben als im Herkunftsland. 39 Prozent würden Kolleginnen und Kollegen im Herkunftsland nicht empfehlen, nach Deutschland zu kommen, um in der Pflege zu arbeiten. Das geht aus der neuen Jahresbefragung des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) unter Pflegekräften hervor.
„Das Potenzial der professionellen Pflege wird gleich doppelt ausgebremst: Das zeigt sich bei den internationalen Kolleginnen und Kollegen, die hier nicht so arbeiten dürfen, wie sie könnten, und deren Anerkennungsverfahren sich zu lange hinziehen“, sagte Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des DBfK. Auch Fachkräfte, die in Deutschland ausgebildet worden seien, wünschten sich mehr Befugnisse und Verantwortung, so Klapper.
Schwerpunkt der Erhebung war die Situation internationaler Pflegefachpersonen in Deutschland. Deutlich wurde darin auch, dass die internationalen Pflegefachpersonen regelmäßig Diskriminierung und Rassismus erfahren.
So sagten 82 Prozent der Teilnehmenden mit internationalem Hintergrund, dass sie im Berufsalltag nicht ernst genommen und 79 Prozent, dass ihre Kompetenz angezweifelt wurde, 53 Prozent haben rassistische Beleidigungen und 56 Prozent körperliche Angriffe erlebt.
Neben Fragen zur interkulturellen Zusammenarbeit wurde auch deutlich: Pflegefachpersonen empfinden ihren Beruf als sinnstiftend, aber nur 57 Prozent würden ihn erneut ergreifen.
„Es reicht also nicht, dass der Beruf an sich Sinn stiftet. Um die Kolleginnen und Kollegen im Beruf halten zu können, sind Reformen unabdingbar“, sagte Klapper. Nötig seien mehr Befugnisse, bessere Entwicklungsperspektiven im Beruf sowie klarere Regelungen für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen kombiniert mit Investitionen in Sprachförderung und Integration.
Die Umfrage zeigt aber auch positive Aspekte auf: So berichteten knapp 70 Prozent der Befragten dass sie mit den Arbeitszeiten beziehungsweise der Dienstplangestaltung zufrieden oder sehr zufrieden seien. An der Umfrage haben sich mehr als 3.000 beruflich Pflegende beteiligt.
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