Barrieren für Menschen mit Behinderung in Coronakrise

München – Die Chefin des Münchner Gehörlosenverbands kritisiert Hürden für Menschen mit Behinderung während der Coronakrise. „Gerade gehörlose Senioren können nicht mal eben im Internet nach barrierefreien Inhalten googeln“, sagte Cornelia von Pappenheim in der Süddeutschen Zeitung. Sie machten den Fernseher an und sähen eine Pressekonferenz mit neuen Handlungsanweisungen in Lautsprache.
Bei Pressekonferenzen zum Coronavirus gebe es oft keine Live-Übersetzung in Gebärdensprache. Sie wies auf eine kürzlich im Fernsehen übertragene Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts (RKI) hin, bei der zwar ein Dolmetscher übersetzt hatte.
„Bloß: Den hat man bei der Übertragung gar nicht gesehen, der Dolmetscher wurde nicht eingeblendet“, monierte sie. „Also muss man hinterher wieder im Internet recherchieren“, was sehr mühsam sei.
Außerdem: In Krankenhäusern seien gehörlose Patienten isoliert und könnten Angehörige nicht einfach anrufen. „Zudem finden gerade auch viele Seniorentreffen nicht statt, bei denen sich gehörlose Menschen in Gebärdensprache austauschen und informieren können“, erklärte von Pappenheim.
Auch der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) sorgt sich zunehmend. Insbesondere die Versorgung durch die Medizinischen Behandlungszentren für Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen (MZEB) sei nicht wirtschaftlich abgesichert. Dadurch drohe die medizinische, multiprofessionelle und barrierefreie Behandlung für diesen Personenkreis wegzubrechen, schreibt der Verein.
„Die Medizinischen Behandlungszentren müssen jetzt im Schutzschirm der Bundesregierung berücksichtigt werden“, sagte Uwe Mletzko, Vorsitzender des BeB. Passiere das nicht, drohe diese besondere Versorgungsstruktur zusammenzubrechen.
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