Bayer will auf Glyphosatkritiker zugehen

Berlin – Angesichts der wachsenden Kritik in der Europäischen Union (EU) am Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat geht der Chemiekonzern Bayer auf seine Kritiker zu. „Wir können nachvollziehen und respektieren, dass es in einigen europäischen Ländern den Wunsch der Politik gibt, den Einsatz von Glyphosat zu reduzieren“, sagte der für das Agrargeschäft zuständige Vorstand Liam Condon dem Tagesspiegel.
Daher werde man mit unterschiedlichen Interessengruppen zusammenarbeiten, um alternative Lösungen zu entwickeln, kündigte Condon an. So will Bayer das Gespräch mit Landwirten, Regierungen, Unternehmen, aber auch Nichtregierungsorganisationen suchen. In der EU ist Glyphosat bis Ende 2022 zugelassen.
Bayer bemüht sich um eine Verlängerung, ist jetzt aber offensichtlich bereit, auch nationale Alleingänge zu akzeptieren. Der Konzern, der im vergangenen Jahr den US-Glyphosathersteller Monsanto übernommen hatte, will „die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitgliedstaaten anerkennen und einen angemessenen Vorschlag zu sinnvollen Einsatzgebieten unterbreiten“, sagte Condon.
Mit Blick auf die Klagewelle gegen Monsanto in den USA betonte Condon jedoch erneut, Bayer sei „unverändert überzeugt von der Sicherheit und Effektivität dieser Produkte“.
Angesichts des massiven Gegenwinds für Bayer nach der Monsantoübernahme hatte der Leverkusener Konzern bereits im Juni angekündigt, in den kommenden zehn Jahren rund fünf Milliarden Euro in die Suche nach Glyphosatalternativen zu investieren. Zugleich appellierte Bayer ausdrücklich an „Wissenschaftler, Journalisten und Nichtregierungsorganisationen, die wissenschaftliche Vorbereitung zum Wiederzulassungsverfahren von Glyphosat in der Europäischen Union aktiv zu begleiten“.
Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel soll aber auch künftig eine „wichtige Rolle“ in der Produktpalette von Bayer spielen. In der Forschung ist die Frage, ob Glyphosat eine krebsauslösende Wirkung hat, umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgeht.
Dagegen konstatierte die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) 2015, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei.
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