Vermischtes

Bei Verdacht auf Kindesmisshandlung: Experten beraten viele Ärzte

  • Montag, 13. Juli 2020

Köln – Das Kompetenzzentrum Kinderschutz Nordrhein-Westfalen (NRW) hat im ersten Jahr seines Bestehens rund 400 Anfragen von Ärzten zum Thema Kindesmisshandlung erhalten. In fast 90 Prozent der Fälle habe sich der Verdacht der Ärzte bestätigt, dass einem Kind Gewalt angetan wurde, sagte die Leiterin des Zentrums, Sibylle Banaschak.

Die vom NRW-Gesundheitsministerium geförderte Einrichtung am Institut für Rechts­me­di­­­zin der Universitätsklinik Köln unterstützt Mediziner, Pfleger oder Therapeuten dabei, Anzeichen für Missbrauch und Misshandlung zu erkennen und Beweise zu sichern.

„Wenn Eltern für Knochenbrüche oder Hämatome am Körper ihres Kindes keine Erklärung haben, ist das oft ein typisches Signal“, sagte Banaschak. „Aber wenn Ärzte den Verdacht haben, dass ein Kind misshandelt wurde, sind sie oft unsicher, was sie tun sollen.“

Vor allem wenn es sich um eher leichtere Verletzungen handele, fühlten sich viele Ärzte in einem Zwiespalt: „Wenn sie das Jugendamt einschalten, hat das erhebliche Konse­quen­zen für die Familie. Tun sie das nicht, wird dem Kind möglicherweise Schlimmeres ange­tan.“

Beim Kompetenzzentrum Kinderschutz im Gesundheitswesen (KKG) könnten Ärzte sich vergewissern, ob ihr Verdacht richtig ist, und fühlten sich dann bestärkt. „Denn die letzt­liche Entscheidung müssen sie selber treffen. Aber wir helfen ihnen, diese zu begründen.“

Fast alle Anfragen kamen nach Angaben von Banaschak bisher von Kinderärzten oder -chirurgen, die in Kliniken arbeiten. Die Beratung erfolgt telefonisch oder per E-Mail, in einem geschützten Portal können Ärzte Fotos von Verletzungen hochladen.

Bei dem zunächst bis Anfang 2022 vom Land geförderten Projekt kooperieren die Kölner Rechtsmediziner mit der Abteilung für Kinderschutz der Vestischen Kinder- und Jugend­klinik Datteln.

dpa

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