Berufsverband kritisiert Hautuntersuchungen in Drogeriemärkten

Berlin – Die Drogeriekette dm weitet ihre Gesundheitsdienstleistungen auf die Dermatologie aus. Beim Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) stößt das auf heftige Kritik.
So soll an eigenen Hautanalysestationen in einigen dm-Märkten und über jedes Smartphone ein Hautcheck per Künstlicher Intelligenz (KI) angeboten werden. Außerdem bewirbt die Drogeriekette einen Service ihres Partners Dermanostic, ernsthafte Hauterkrankungen bis hin zu schwarzem Hautkrebs online zu diagnostizieren.
„Schon die vermeintlich KI-generierte Hautanalyse sollte mit großer Vorsicht betrachtet werden“, sagte BVDD-Präsident Ralph von Kiedrowski. „Ein von mir selbst eingereichtes Foto ergab die KI-Diagnose ‚Xerosis cutis – trockene Haut‘ und eine umfangreiche vierfache dm-Produktempfehlung, die ich für etwas über 30 Euro gleich über die Warenkorbfunktion hätte online bestellen können“, kritisierte er.
„So eine Werbeverkaufsmasche hat mit Dermatologie nichts zu tun, meine Hautdiagnose ist zudem falsch“, so der Experte. „Unverantwortlich“ ist laut von Kiedrowski die Bewerbung des Teledermatologieangebots von Dermanostic. „Eine nicht unerhebliche Anzahl an Patientinnen und Patienten, die Onlinehautchecks nutzen, können gar nicht abschließend rein digital versorgt werden“, sagte er.
Etwa 30 Prozent der Fälle benötigten eine rezeptpflichtige medizinische Behandlung und mindestens acht bis zehn Prozent der Anfragen seien überhaupt nicht für eine telemedizinische Konsultation geeignet. Bis auf die Hautanalyse sind laut dem Berufsverband alle dm-Gesundheitsdienstleistungen kostenpflichtig. Beim „Onlinehautarzt“ fielen – je nach gebuchtem Paket – zwischen 28 Euro und 68 Euro an.
Der Verband bezweifelt die Qualität des Angebotes – zum Beispiel bei der Beurteilung von Muttermalen. Wenn diese neu aufträten oder sich veränderten, bestehe ein Verdacht auf schwarzen Hautkrebs.
„Hier reichen Fotos zur Beurteilung keinesfalls aus und unterschreiten den fachärztlichen Standard“, warnt der BVDD-Präsident. Bei verdächtigen Muttermalen gelte eine Untersuchung mit mindestens der klassischen Dermatoskopie im Livekontakt als leitliniengerechte Diagnostik.
Ein großes Problem des Angebots ist laut dem Verband, dass bei bei diesem Angebot künftig voraussichtlich viele Patienten mit Fragen die vertragsärztlichen dermatologischen Praxen aufsuchen, aber aufgrund der dortigen Terminknappheit nicht zeitnah weiterbehandelt werden könnten.
Die Folge seien Verunsicherung und Unzufriedenheit bis hin zur Patientengefährdung. „Grundsätzlich stehen wir innovativen Versorgungsmodellen und digitalen Lösungen sehr offen gegenüber, aber dieses Projekt hilft nicht, die Versorgung Hautkranker zu verbessern“, sagte der BVDD-Präsident.
Bereits vor einigen Tagen hatte der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands Angebote für Augenscreenings in Drogeriemärkten kritisiert.
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