Bündnis will Verordnungszahlen von Dosieraerosolen senken

Berlin – Weniger Dosieraerosole, mehr Pulverinhalatoren und eine bessere Prävention. Mit diesem Ziel will das Bündnis Klimabewusste Inhalativa Treibhausgase vermindern und damit Klima und die Artenvielfalt schützen.
In einem von mehr als 30 Akteuren unterschriebenen Papier hat das Bündnis unter Federführung des BKK Dachverbands und des Krankenhauses Havelhöhe in Berlin seine Forderungen festgehalten und sie heute bei einer Pressekonferenz vorgestellt.
Dosieraerosole arbeiten mit Treibmitteln, die aktuell starke Treibhausgase seien, erklärte das Bündnis. „Zusätzlich zählen die Treibmittel in Dosieraerosolen zur Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), sogenannte ‚Ewigkeitschemikalien‘, deren atmosphärische Abbauprodukte sich in der Umwelt anreichern können“, heißt es in dem Papier.
Neue Treibmittel mit geringerem Schädigungspotenzial seien aktuell in der Erprobung. Die Inhalativa werden für Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronische Bronchitis genutzt. Christian Grah vom Krankenhaus Havelhöhe sprach von zehn Millionen Betroffenen und 100.000 Verordnenden.
Obwohl die klimaschädliche Wirkung bekannt ist, sinkt der Verbrauch von Dosieraerosolen nicht. Während der Anteil in Deutschland vor einigen Jahren noch bei 50 Prozent lag, sei er jetzt auf 60 Prozent gestiegen, sagte Grah. Ein internationaler Vergleich zeige, dass ein Verordnungsanteil von nur 20 Prozent möglich sei, ohne die Versorgung der Patienten einzuschränken.
„Welches Device man nutzt, ist für die klinische Wirksamkeit egal – sofern Patienten zur Verwendung von Pulverinhalatoren in der Lage sind“, sagte Guido Schmiemann von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM).
So bräuchten Patienten etwa eine ausreichende Atemstärke. Den klimabewussten Umgang mit Inhalativa haben die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und DEGAM bereits vergangenes Jahr in einer S2K-Leitlinie festgehalten.
Auch in die Weiterbildung in Baden Württemberg soll das Thema Klima und Gesundheit mehr Eingang finden, erklärte Robin Maitra von der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Der genaue Umgang mit Inhalationsgasen sei allerdings noch nicht enthalten.
Neben der verminderten Verordnung von Dosieraerosolen spiele auch die Prävention eine wichtige Rolle, etwa bei der Tabakentwöhnung, sagte Anne-Kathrin Klemm, BKK Dachverband. Gemeinsam mit der Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG) will der BKK Dachverband noch weitere Themen in den Fokus nehmen.
Beispiele für einen hohen und klimaschädlichen Verbrauch seien Diclofenac externa sowie die Über- und Fehlversorgung von Antibiotika, sagte Grah. Für viele Medikamente sei die schädigende Wirkung für Klima und Biodiversität gar nicht bekannt, ergänzte Matthias Albrecht von KLUG.
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