Bürger sehen Schließung kleinerer Krankenhäuser kritisch

Ludwigshafen – Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland (47 Prozent) lehnt eine flächendeckende Schließung kleiner Krankenhäuser in ländlichen Regionen ab. Auch in Großstädten sind 44 Prozent der Bürger gegen solche Schließungen. Das ist ein Ergebnis einer Befragung im Auftrag der Pronova Betriebskrankenkasse (BKK) unter 1.000 Personen.
Die Umfrage zeigt auch, dass auch die Befürworter von Schließungen diese nur unter bestimmten Bedingungen akzeptieren. So erwarten 35 Prozent aller Befragten, dass die schnelle medizinische Versorgung der örtlichen Bevölkerung trotzdem gewährleistet sein muss.
Ein Viertel akzeptiert Schließungen nur dann, wenn Patienten in der nächstgelegenen Klinik unwesentlich länger auf eine Behandlung warten müssen. Ebenso viele Befragte fordern, dass dafür stark in die noch verbleibenden Kliniken investiert wird, damit diese die aktuell beste verfügbare Ausstattung erhalten.
Die Autoren wollten von den befragten Bürgern auch wissen, wie sie das Potenzial der Digitalisierung im Gesundheitswesen in Bezug auf kleine Krankenhäuser in ländlichen Regionen einschätzen. Ergebnis: 70 Prozent der befragten Personen glaubt nicht daran, dass Telemedizin zu einer besseren Auslastung ländlicher Kliniken führt. Denn echte Patientennähe – der entscheidende Vorteil örtlicher Kliniken – sei bei der Telemedizin nicht gegeben.
Wer den Fahrtweg zum nahegelegenen Krankenhaus also nicht auf sich nehmen wolle oder könne, wird nach ihrer Einschätzung auch auf digitalem Weg keinen Kontakt aufnehmen. Ein Viertel der Befragten bezweifelt außerdem, dass die nötigen technischen Voraussetzungen auf dem Land gegeben sind, zum Beispiel eine schnelle Internetverbindung.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass ein Krankenhaus in der Nähe des eigenen Wohnorts von der Bevölkerung trotz Digitalisierung für sehr wichtig erachtet wird“, sagte Lutz Kaiser, Vorstand der Pronova BKK. Er forderte, bei den Diskussionen und Plänen zu großflächigen Schließungen sollten die von den Befragten geäußerten Bedenken und Bedingungen „unbedingt berücksichtigt werden.“
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