Politik

Gesundheitsökonom hält 60.000 Krankenhausbetten für überflüssig

  • Dienstag, 12. Februar 2019
/Direk Takmatcha, stockadobecom
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Berlin – Der Berliner Gesundheitsökonom Thomas Mansky hat eine „große Struktur­reform“ des stationären Sektors mit einer damit einhergehenden Zentralisierung der Versorgung gefordert. Eine solche Maßnahme sei mitnichten ein Sozialabbau, so wie es von Lobbygruppen und Teilen der Medien oft kolportiert werde, sondern eine Maßnahme zur Verbesserung der Versorgungsqualität, betonte der ehemalige Professor an der Technischen Universität (TU) Berlin gestern auf dem Spreestadt-Forum der TU in Berlin.

Heute gebe es in Ballungszentren insbesondere kleine Krankenhäuser, die aus medizinischer Sicht nicht benötigt würden. So könne es passieren, dass ein Patient mit einem Herzinfarkt vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gefahren werde, das über keinen Linksherzkatheter-Platz verfügt, obwohl unbestritten sei, dass die Mortalität von Herzinfarktpatienten in solchen Krankenhäusern höher sei als in Häusern mit einem Linksherzkatheter-Platz, und obwohl solche Krankenhäuser ebenfalls in Reichweite des Rettungswagens gelegen hätten. Dass diese Situation heute noch existiere, bezeichnete Mansky als „absurd“.

Mindestmengen werden nicht eingehalten

Zudem kritisierte er, dass viele Krankenhäuser in Deutschland die gesetzlichen Mindestmengen nicht einhalten, ohne dafür sanktioniert zu werden. „Es kann in Deutschland passieren, dass ein Patient mit Pankreaskarzinom in einer Klinik operiert wird, die weniger als fünf solcher Eingriffe im Jahr macht – obwohl die entsprechende Mindestmenge bei zehn Eingriffen liegt“, kritisierte der Gesundheitsökonom. Dabei liege die Sterblichkeit in den Krankenhäusern, deren OP-Zahlen im unteren Fünftel lägen, um 117 Prozent höher als in den Häusern im oberen Fünftel.

Mansky befürwortete eine Schließung von kleinen, nicht spezialisierten Kranken­häusern in Ballungsregionen. Es könnten 60.000 Betten abgebaut werden, meinte er. Und das sei noch eine konservative Schätzung. Leider seien Krankenhausschließungen in Deutschland aber sehr unpopulär.

„Finnland, Dänemark und auch Holland versuchen, ihre Krankenhausstrukturen zu zentralisieren, um damit medizinisch leistungsfähige und wirtschaftlich sinnvolle Strukturen zu schaffen“, sagte Mansky. „Es ist fraglich, ob dies in Deutschland gelingt.“

fos

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