COVID-19: WHO-Chefwissenschaftlerin hält breite Impfung Mitte 2021 für möglich

Genf/London/Mainz – Rund um den Globus liefern sich mehrere Pharmaunternehmen derzeit einen Wettlauf um den ersten Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus. Mitte 2021 könnte man über einen Impfstoff verfügen, der auf breiter Basis eingesetzt werden kann – so die Erwartungshaltung von Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Swaminathan betonte, dass sich aktuell mehr als 20 Impfstoffkandidaten in klinischen Studien befinden. Deshalb sei man bei der WHO zuversichtlich, Anfang 2021 über positive Ergebnisse zu verfügen. Die verfügbaren Impfstoffe müssten dann aber noch „auf Masse“ produziert werden.
Von der Veröffentlichung der Virus-RNA-Sequenz im Januar bis zum ersten Impfstofftest im März seien weniger als drei Monate vergangen, solch schnelle Fortschritte habe es noch nie zuvor gegeben. Die Phase III-Versuche könnten innerhalb eines Jahres nach Beginn der Impfstoffentwicklung abgeschlossen werden, so Swaminathan.
Da man nicht vorhersagen könne, welche der Impfstoffkandidaten funktionieren werde, müssten Impfstoffversuche für so viele Kandidaten wie möglich unternommen werden. Man brauche einen Impfstoff, der etwa 70 Prozent Schutz bietet und sicher ist.
Die britische Regierung hat sich unterdessen den Zugang zu 90 Millionen potenziellen Impfstoffdosen für den Kampf gegen das Coronavirus gesichert. So schlossen das Mainzer Unternehmen Biontech und der US-Konzern Pfizer mit Großbritannien eine erste Liefervereinbarung zu einem in der Entwicklung befindlichen Vakzin.
Vorbehaltlich einer behördlichen Zulassung sollen – voraussichtlich noch 2020 und 2021 – 30 Millionen Dosen des Impfstoffkandidaten „BNT 162“ geliefert werden, wie die Unternehmen heute berichteten. Finanzielle Details wurden nicht bekannt.
„Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit verschiedenen anderen Regierungen und hoffen, bald weitere Liefervereinbarungen bekanntgeben zu können“, sagte Biontech-Mitgründer und -chef Ugur Sahin.
Laut Biontech und Pfizer könnten noch diesen Monat Studien der Phasen IIb und III mit einem Hauptkandidaten für den Impfstoff starten. Wenn auch dies erfolgreich laufe, könne im Oktober das Zulassungsverfahren beantragt werden.
Weitere 60 Millionen Dosen hat sich Großbritannien von dem Unternehmen Valneva gesichert, teilte der britische Wirtschaftsminister Alok Sharma in London mit. Das Unternehmen mit Sitz in Frankreich hat auch eine Produktionsstätte in Schottland. Es arbeitet an einem Vakzin mit inaktiven Coronaviren.
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