Vermischtes

Geschlechtervielfalt in Gesundheitsforschung unterrepräsentiert

  • Donnerstag, 28. Juli 2022
/wladimir1804, stock.adobe.com
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Bremen – In der Gesundheitsforschung wird die geschlechtliche Vielfalt noch zu wenig abgebildet. Die klas­sische Variante „männlich oder weiblich“ wird zunehmend als unzulänglich wahrgenommen.

In einer aktuellen Übersichtsarbeit haben Forscher des Instituts für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen, den aktuellen Forschungsstand im Hinblick auf die Erfassung geschlechtlicher Vielfalt in der quantitativen Gesundheitsforschung zusammen­gefasst.

„Das Geschlecht ist in der Gesundheitsforschung eine häufig genutzte Variable, die allerdings meistens auf eine einfache Unterscheidung in „männlich“ und „weiblich“ beschränkt wird“, erläuterte Gabriele Bolte von der Universität Bremen.

Der Fokus des Reviews (International Journal of Environmental Research an Public Health 2022; DOI: 10.3390/ijerph19127493) lag auf Studien aus der gesundheitsbezogenen Forschung, die das Geschlecht in mehr als nur den 2 etablierten Kategorien erfassten.

Nach einer Literaturrecherche in den Datenbanken Medline, Scopus und Web of Science wurden 170 Studien ausgewertet und 77 verschiedene Instrumente zur differenzierteren Erfassung des Geschlechts identifiziert.

Die Übersichtarbeit schloss nur englischsprachige Studien ein, die von Januar 2000 bis August 2020 online oder in gedruckter Form publiziert wurden. Die Anzahl und Vielfalt der Genderinstrumente nahm im Be­ob­achtungszeitraum stark zu.

So stellte allein der Zeitraum von 2015 bis 2020 3/4 der 77 erfassten Genderinstrumente. „Es hat uns gefreut zu sehen, dass die Entwicklung und Anwendung von Instrumenten, die die Variabilität von Geschlecht erfas­sen, in den vergangenen Jahren angestiegen sind“, sagte Erstautorin der Studie Sophie Horstmann, wissen­schaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt am Institut für Public Health und Pflegeforschung.

Ein Beispiel sei ein 2-stufiges Instrument, bei der nicht nur die 2 Antwortfelder „männlich“ und „weiblich“ vor­gegeben gewesen seien, sondern auch das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht sowie die aktuelle eigene Ge­schlechtsidentität abfragt worden sei.

Trotz des eindeutigen Interesses an der Entwicklung neuartiger Gender- und/oder Gender­instrumente sollte sich die zukünftige Forschung auf einheitliche Instrumente der Genderer­fassung festlegen und eine größere Variabilität (z.B. cis-, transgender, divers, nicht-binär) berücksichtigen.

Die vorliegende Literaturarbeit lieferte die Basis dafür, die bisher eingesetzten Genderin­strumente zu erfas­sen und zu bewerten. Im nächsten Schritt erarbeitet das Forscherteam um Bolte im Rahmen des interdiszi­pli­nären Forschungsprojekts DIVERGesTOOL Werkzeuge zur adäquaten Bewertung der Geschlechtervielfalt in der quantitativen Gesundheitsforschung.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fördert seit Mai 2020 das Projekt DIVERGesTOOL (Toolbox zur Operationalisierung von geschlechtlicher Vielfalt in der Forschung zu Gesundheitsversorgung, Gesundheits­förderung und Prävention).

cw

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