Vermischtes

Gesundheitskompetenz soll im Arbeitsumfeld gestärkt werden

  • Mittwoch, 26. April 2023
/Alliance, stock.adobe.com
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Berlin – Die Gesundheitskompetenz von in Deutschland arbeitenden Menschen und Beschäftigten im Ge­sund­heitswesen sollte gestärkt werden. Dies regten die Teilnehmer einer Diskussionsrunde des Bundesverbands der Arbeitgeberverbände (BDA) an.

Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben zugenommen, sagte Andrew Ullmann, gesund­heitspolitischer Sprecher der FDP im Bundestag. Die Prävention dieser Erkrankungen hätten, genau wie die Krebsprävention, große Relevanz für das deutsche Gesundheitssystem. „Wir können besser werden“, sagte Ullmann. Die Politik müsse zukunftsorientiert handeln.

Es sei nötig, die Nationale Präventionsstrategie weiterzuentwickeln, erklärte der Geschäftsführer des BDA, Steffen Kampeter. 60 Prozent der Deutschen hätten ihm zufolge eine geringe Gesundheitskompetenz.

Um diese Quote zu verbessern, lohne es sich auch, auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu blicken, erklärte BAuA-Präsidentin Isabell Rothe. „Gute Arbeit ist gesundheitsförderlich“, sagte sie.

Als wichtig bezeichnete sie Teilhabe und Eigenverantwortung. Auch müssten Führungspersonen als Vorbild dienen und Mitarbeitern begleitend zur Seite stehen. Um dies zu erreichen, sei es notwendig, dass Kompe­tenzen arbeitsmedizinischen und kommunikativen Bereich erworben werden.

Die kommunikativen Aufgaben von Führungskräften betonte Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG. Er forderte, dass Menschen in leitenden Positionen besser ausgebildet werden.

Eine Sensibilisierung der Führungskräfte bezeichnete ebenfalls Ullmann als notwendig, damit diese „verste­hen, was mentale Gesundheit bedeutet“. Mobbing müsse frühzeitig erkannt werden. „Wir brauchen Gesund­heits­kompetenz“, sagte Ullman. Es brauche Fortbildungen, um diese zu vermitteln.

Durch Maßnahmen wie Workshops sollen Beschäftigte in der Gesundheits- und Krankenpflege und Ärzten Gesundheitskompetenz regelmäßig vermittelt werden, sagte Lemke. Auch Gesundheitsservices, wie ein digitaler Check-up, seien hilfreich. Die Vitaldaten von Mitarbeitenden würden regelmäßig ausgewertet, was Lemke zufolge zu Verhaltensänderungen bei ihnen führe.

Um die Arbeitsbedingungen von Menschen, die im stationären Bereich arbeiten, zu verbessern, habe zuletzt vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Mittelpunkt gestanden, sagte Lemke. Die Arbeit im Ge­sundheitswesen sei deutlich flexibler geworden, was auch an Maßnahmen zur Förderung der Mobilität liege. Von diesen haben Lemke zufolge insbesondere Mitarbeitende profitiert, die im mittleren und unteren Ein­kommensbereich tätig sind.

Um eine umfassende Gesundheitsprävention im Betrieb umzusetzen, fehle es jedoch an konkreten, „hand­hab­baren Instrumenten“, stellte Rothe fest. Der Arbeitsschutz biete kaum konkrete Handlungsanweisungen bei psychischen Belastungen. „Da müssen wir mehr tun“, sagte sie.

Entsprechende Maßnahmen im Arbeitsalltag flächendeckend umzusetzen, bezeichnete Rothe als ein „Kern­thema“. Feste Abläufe, um erkrankte Beschäftigte wieder in das Unternehmen zu integrieren, seien nicht vor­handen. Rothe merkte an, dass psychisch erkrankte Erwerbstätige vermehrt in Erwerbsminderungsrente ge­hen. „Wir verlieren Beschäftigte nach psychischen Erkrankungen“, erklärte sie.

Die Wiedereingliederung sei ein zentrales Anliegen für Arbeitgeber, sagte Rothe. Mitarbeitende, die zur Rück­kehr an die Arbeitsstätte bereit sind, sollten im Team wieder in die Arbeitsabläufe integriert werden – beglei­tet durch Ärzte und Psychotherapeuten.

„Wir müssen von dem Tabu wegkommen“, betonte Ullmann. Psychische Belastungen gehörten zum Leben da­zu. Gesundheitliche Aufklärung und Kompetenz müssten deshalb dringend vermittelt werden. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sagte er.

Eine gegenseitige kollegiale Unterstützung, insbesondere auch durch sensibilisierte Führungskräfte, bezeich­nete Rothe als essenziell. „Das ist eine ganz entscheidende Ressource für den Umgang mit psychischen Be­lastungen“, sagte sie.

„Wir müssen auch in die Betriebe schauen, die es gut machen“, so Rothe. Eine gute Personalpolitik und die Möglichkeit zur Partizipation könnten in Unternehmen viel bewirken.

kat

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