Gewerkschaften warnen vor wachsenden sozialen Ungleichheiten durch Krise

Berlin – Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat vor wachsenden sozialen Ungleichheiten durch die Coronakrise gewarnt. „Wir kämpfen dafür, dass die Kosten der Krise nicht an den Beschäftigten hängen bleiben“, erklärte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann zum Tag der Arbeit. Es komme darauf an, Arbeitsplätze nachhaltig zu sichern „und ein gesellschaftliches Auseinanderdriften zu verhindern“.
Der DGB mahnte auch in der Coronakrise die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten an. Es sei falsch, jetzt die Arbeitszeit zu verlängern und Ruhezeiten zu reduzieren. „Die Menschen arbeiten schon heute an den Grenzen der Belastbarkeit", erklärte Hoffmann.
Gerade jetzt zeige sich, wie wichtig Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer seien, insbesondere bei der Sicherstellung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Das müsse im Mittelpunkt stehen, wenn es in den nächsten Wochen um einen behutsamen Wiedereinstieg ins gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben gehe.
Zugleich dringen die Gewerkschaften auf eine bessere Bezahlung der Coronahelden. „Pflegerinnen und Müllwerker, Reinigungskräfte und Paketboten, Verkäuferinnen werden in der Krise jetzt zu Recht als Heldinnen und Helden des Alltags gefeiert – sie haben mehr verdient als billigen Applaus“, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.
Beschäftigte in solchen systemrelevanten Berufen müssten endlich ordentlich bezahlt werden – am besten durch Tarifverträge, forderte auch die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Einmalzuschläge reichen nicht aus.“
Erstmals in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung fand in diesem Jahr der 1. Mai wegen der Coronaepidemie ohne größere öffentliche Demonstrationen und Kundgebungen der Gewerkschaften statt. Anstelle der üblichen Demonstrationen auf den Straßen lief am vergangenen Freitag eine mehrstündige Live-Sendung mit musikalischen Beiträgen, Interviews mit DGB-Funktionären und Solidaritätsbotschaften von Politikern und Bürgern.
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