Hirntumor nach Hormonmittel: Bayer zu Entschädigung verurteilt

Poitiers – Das Pharmaunternehmen Bayer ist wegen des Nichtinformierens einer Patientin über eine gefährliche Nebenwirkung eines Hormonmedikaments in Frankreich zu einer Entschädigungszahlung verurteilt worden.
Ein Gericht in Poitiers verurteilte Bayer, zwei weitere Unternehmen, den Arzt und Apotheker der Patientin gestern zur Zahlung von insgesamt 300.000 Euro. Sie seien „verantwortlich für den erlittenen Schaden“, hieß es in der Urteilsbegründung.
Die Frau hatte mehr als 20 Jahre lang das Hormonpräparat Androcur und ein generisches Medikament gegen zu starke Körperbehaarung und Endometriose eingenommen. Seit 2013 bekam sie mehrere gutartige Hirntumore, die zu Seh- und Gedächtnisproblemen und starker Erschöpfung führten.
Die Patientin verwies darauf, dass diese Nebenwirkung bereits 2008 in einem wissenschaftlichen Artikel beschrieben worden sei. Das Gericht bestätigte einen Zusammenhang zwischen der medikamentösen Behandlung und den Tumoren.
Die Pharmaunternehmen hätten ihre Informationspflicht gegenüber der Patientin vernachlässigt, hieß es. Die Anwältin der Patienten bezeichnete das Urteil als einen Präzedenzfall, der den Weg zu weiteren Entschädigungszahlungen frei mache.
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