Impfkonferenz thematisiert Schutzimpfung gegen krebserregende HP-Viren

Rostock – Neue Impfkonzepte und Nationale Aktionspläne zur Erhöhung des Impfschutzes stehen im Mittelpunkt der 8. Nationalen Impfkonferenz, die gestern in Rostock begonnen hat. An den zweitägigen Beratungen nehmen rund 230 Wissenschaftler und Praktiker aus ganz Deutschland teil. Das Treffen dient auch einer Bestandsaufnahme, inwieweit die Bundesrepublik bereits europäische Impfziele erfüllt.
Der Magdeburger Kinder- und Jugendarzt Gunther Gosch beklagte dem vorliegenden Redebeitrag zufolge, dass es in Deutschland bislang kein nationales Impfprogramm gebe und es den Bundesländern überlassen bleibe, die Impfempfehlungen umzusetzen. Das sei ein Grund dafür, dass die Impfraten regional sehr unterschiedlich seien und Deutschland insgesamt im internationalen Vergleich oft weit hinten liege.
Als Beispiele führte der Mediziner den Schutz vor Masern oder den Humanen Papillomviren (HPV) an, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden und Krebs auslösen können. Zwar habe das Masernschutzgesetz, das Impfungen für Kita-Kinder und -Erzieher vorschreibt, zu einem Ansteigen der Impfquote geführt. Doch sei diese weiterhin zu gering.
Die Zahl der Maserninfektionen war im Verlaufe dieses Jahres wieder deutlich gestiegen. In den ersten fünf Monaten wurden nach Erhebungen des Robert-Koch-Instituts 259 Fälle registriert. Im gesamten Vorjahr waren es 79.
Als völlig unbefriedigend bezeichnete Gosch die HPV-Impfquote. Die Zahl der Impfungen war im Verlaufe der Coronapandemie massiv zurückgegangen, insbesondere auch, weil es weniger Besuche bei Kinderärzten gab, die die Impfungen verabreichen. Als gemeinsame Veranstalter der Impfkonferenz hatten Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt daher die HPV-Impfungen zu einem Schwerpunkt gemacht.
„Bei den HPV-Impfquoten gibt es bundesweit Verbesserungsbedarf“, betonte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsstaatssekretärin Sylvia Grimm.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat als Ziel ausgegeben, in der EU bis 2030 eine HPV-Impfquote von 90 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen und eine deutliche Steigerung bei Jungen zu erreichen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt die Quote in Deutschland derzeit nur etwas über 50 Prozent.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum verwies auf Erfahrungen aus anderen Ländern mit HPV-Impfungen in der Schule. Experten gingen davon aus, dass ein freiwilliges, schulbasiertes HPV-Impfprogramm die Impfraten auch in Deutschland deutlich erhöhen könnte. Doch sei dafür eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz nötig, hieß es.
Eine telefonische Mehrthemenbefragung von 2.017 Personen in den Jahren 2022 und 2023 habe ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Befragten freiwillige HPV-Impfangebote in Schulen unterstützen.
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