Vermischtes

Klimawandel: Temperaturerhöhung 2023 knapp unter 1,5°C-Grenze

  • Dienstag, 9. Januar 2024
Anomalie der Oberflächenlufttemperatur 2023, Referenzzeitraum 1991-2020, Data ERA5 /C35/ECMWF
Anomalie der Oberflächenlufttemperatur 2023, Referenzzeitraum 1991-2020, Data ERA5 /C35/ECMWF

Brüssel – Das vergangene Jahr 2023 ist das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen – mit einer globalen Temperatur nahe der 1,5°C-Grenze. Das gab das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus Climate Change Service (C3S) heute bekannt.

Die Temperaturen lagen 1,48°C über dem vorindustriellen Niveau von 1850-1900 und übertrafen damit die Temperaturen im Jahr 2016, das vorherige wärmste Jahr, mit großem Abstand.

Bereits im Juni vergangenen Jahres seien die Temperaturen an mehreren Tagen hintereinander 1,5 °C höher gewesen als zu vorindustriellen Zeiten. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass die täglichen Verän­derungen den Schwellenwert überschritten, war es Copernicus zufolge zuvor noch nie so früh im Jahr gewesen.

Insgesamt überschritten im vergangenen Jahr fast 50 Prozent der Tage die 1,5°C-Grenze. Im Dezember lagen die Temperaturen bereits 1,78 °C über dem vorindustriellen Niveau.

„Dies bedeutet nicht, dass wir die im Pariser Abkommen festgelegten Grenzwerte überschritten haben – da sie sich auf Zeiträume von mindestens 20 Jahren beziehen, in denen diese durchschnittliche Temperaturanomalie überschritten wird –, aber es handelt sich hierbei um einen bedenklichen Präzedenzfall“, erklärte Copernicus.

Eine entscheidende Ursache für die ungewöhnlichen Lufttemperaturen im Jahr 2023 waren dem Bericht nach die hohen Oberflächentemperaturen der Ozeane. Dabei sorgte auch das Wetterphänomen El Niño für heißere Temperaturen und wird dies voraussichtlich auch 2024 tun.

Doch auch ohne El Niño wäre 2023 ein besonders heißes Jahr gewesen, sagte Samantha Burgess, stellver­tre­tende Direktorin des Copernicus Climate Change Service. „Der Hauptfaktor für die hohen Ozeantemperaturen ist der anhaltende Anstieg der Treibhausgaskonzentration“, so Copernicus.

Nach Angaben des Copernicus Atmosphere Monitoring Services (CAMS) sind die Treibhausgaskonzentrationen im Jahr 2023 die höchsten, die jemals in der Atmosphäre gemessen wurden.

Forschende halten die extremen Temperaturen im vergangenen Jahr nicht für überraschend. Friederike Otto, Klimawissenschafterin am Imperial College London, sagte: „Jedes Zehntelgrad zählt.“ Auch 1,6°C seien besser als aufzugeben und bei 3°C zu landen, auf welche die derzeitige Politik zusteuere.

Amanda Maycock, Professorin für Klimadynamik an der Universität von Leeds kommentierte die hohen Tempe­raturen ebenfalls und kritisierte die Entscheidung der Weltklimakonferenz vergangenes Jahr eine „Abkehr“ und keinen Ausstieg aus fossilen Energien beschlossen zu haben.

„Während einige die COP28 mit einem Gefühl des Optimismus verließen, ist mir klar, dass der kollektive Wille, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, nicht stark genug ist, um 1,5°C zu vermeiden, und leider werden wir in den kommenden Jahren noch viele Schlagzeilen wie diese sehen,“ so Maycock.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen etwa durch Hitze, Dürren oder andere Extremwetter. Zudem beeinflusst er die psychische Gesundheit.

mim

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