Krankenschwester entlastet: Polizei räumt Fehler bei Ermittlungen ein

Ulm – Nach der Freilassung einer Krankenschwester im Fall der mutmaßlich vergifteten fünf Säuglinge an der Universitätsklinik Ulm hat das Landeskriminalamt (LKA) Fehler eingeräumt. Ein Lösungsmittel habe die Ermittler in dem Fall zunächst auf eine falsche Spur geführt, teilten Staatsanwaltschaft und LKA heute mit.
Im Spind der beschuldigten Krankenschwester war eine Spritze mit Muttermilch gefunden worden, die vermeintlich mit dem Betäubungsmittel Morphium versetzt war. Weitere Untersuchungen ergaben nach Angaben von Andrea Jacobsen-Bauer vom LKA jedoch, dass kleinste Mengen Morphium aus einem bei der Analyse verwendeten Lösungsmittel stammten.
Die Krankenschwester hatte vom vergangenen Mittwoch an in Untersuchungshaft gesessen und war vorgestern entlassen worden. Der dringende Tatverdacht gegen die Frau ist den Behörden zufolge nun ausgeräumt. LKA-Präsident Ralf Michelfelder sprach heute von einem Fehler seiner Behörde.
Das LKA habe den Ermittlern in Ulm das Zwischenergebnis des Kriminaltechnischen Instituts (KTI) mitgeteilt, noch ehe das Endergebnis vorlag, wie Michelfelder ausführte. „Diese rasche mündliche Vorabinformation über das Zwischenergebnis war im Nachhinein betrachtet ein Fehler“, sagte Michelfelder.
Das falsche Zwischenergebnis sei aus Gründen der Gefahrenabwehr mitgeteilt worden. „Unserem Kriminaltechnischen Institut ging es darum, zum Schutz der Säuglinge und zum Schutz einer möglichen weiteren Gefahr rasch zu reagieren und zu warnen“, betonte Michelfelder.
Die Staatsanwaltschaft geht nach wie vor davon aus, dass jemand die Säuglinge vergiften wollte. Es bestehe noch immer „der dringende Verdacht, dass Morphin Auslöser der Krise in der Neonatologie war“, sagte Staatsanwalt Christof Lehr.
Im Ulmer Klinikum waren im Dezember fünf Säuglinge wegen lebensbedrohlicher akuter Atemnot behandelt worden. Erst Wochen nach den Notfällen ergaben rechtsmedizinische Untersuchungen fälschlicherweise eine Morphiumvergiftung als Ursache.
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