Künstliche Intelligenz soll Suizide in Haft verhindern

Düsseldorf – Künstliche Intelligenz soll künftig in den Haftanstalten von Nordrhein-Westfalen (NRW) helfen, Suizidversuche früher zu erkennen und zu verhindern. Dazu starte das Land ein neues Forschungsvorhaben, kündigte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) am Dienstag in Düsseldorf an.
Ziel sei es, ein Computerprogramm zu entwickeln, das suizidale Handlungsmuster frühzeitig erkennt und bei der Videoüberwachung gefährdeter Häftlinge treffsicher eingesetzt werden kann.
Den Zuschlag zur Entwicklung der Software habe ein sächsisches Unternehmen aus Chemnitz erhalten. Dort werde ein Versuchsraum aufgebaut, der die Bedingungen eines typischen Haftraums erfülle. Die dort gewonnenen Erkenntnisse würden durch zusätzliche Tests in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Düsseldorf im Realbetrieb abgesichert, erklärte Biesenbach.
Während der Pilotphase sollen im kommenden Jahr gefährdete Gefangene mit Videokameras überwacht werden. Mithilfe künstlicher Intelligenz sollten die „lernenden“ Apparate, dann bei suizidverdächtigen Handlungen Alarm schlagen.
Da die Augen der Beschäftigten nicht überall sein könnten, setze die Justiz in NRW auf den technischen Fortschritt, erläuterte der Minister. Die künstliche Intelligenz solle die bisherigen Präventivmaßnahmen aber nicht ersetzen, sondern ergänzen.
In den NRW-Anstalten ist bereits ein „Erst-Screening“ vorgeschrieben, um suizidgefährdete Häftlinge besser zu erkennen. Wer als stark suizidgefährdet gilt, wird in einem besonders gesicherten Haftraum durchgängig überwacht.
Weniger akute Fälle werden in Intervallen kontrolliert. In den vergangenen drei Jahren war die Zahl der Suizide in den 36 NRW-Haftanstalten rückläufig. Nach Angaben des NRW-Justizministeriums gab es 2018 elf Suizide; 2017 waren es 13 (2016: 19).
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