Künstliches Blut und künstliches Organ: Viele Menschen skeptisch

Berlin – Trotz jüngster Fortschritte in der Medizintechnologie bleiben viele Deutsche einer Umfrage im Auftrag des Bundesforschungsministeriums (BMBF) zufolge vorerst zurückhaltend. So würden 38 Prozent gegenwärtig auf Innovationen wie künstliches Blut oder synthetische Organe verzichten, auch wenn sie damit ihr Leben verlängern könnten. Das geht aus einer repräsentativen Befragung des Instituts Civey für das BMBF hervor.
Die Ergebnisse der Umfrage sollen zusammen mit vielen weiteren Fragestellungen auf einer vom Ministerium organisierten Expertenkonferenz am Mittwoch kommender Woche diskutiert werden. Diese gehört zu einer Veranstaltungsreihe mit Namen „Vorausschau live“, bei der Fachleute für das Ministerium strategisch relevante Zukunftstrends darstellen.
Diskutiert werden soll dabei laut Ministerium unter anderem auch über die Frage, wie viel persönliches Gesundheitsbewusstsein noch gesundheitsfördernd ist. So waren in der Civey-Umfrage fast 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass der aktuell verbreitete Fokus auf Gesundheit zu einem „Selbstoptimierungswahn“ führen werde.
Die Auffassung teilen auch Fachleute. „Übertriebene und maßlose Bemühungen um Gesundheit können krank machen“, erklärte Armin Grunwald, Mitglied im Deutschen Ethikrat und Experte für die sogenannte Technikfolgenabschätzung. Er ist Vorsitzender im Zukunftskreis des Forschungsministeriums.
Die Auswirkungen gesundheitstechnologischer Durchbrüche auf das menschliche Wertegerüst hält Grunwald heute noch für offen. Generell verstärke die Entwicklung „das Vertrauen in die technische Machbarkeit von Gesundheit", erklärte er.
Dies könne „zu Werteverschiebungen führen, so etwa zu einem abnehmenden Vertrauen in menschliche Ärzte zugunsten des Vertrauens in KI-Systeme“. „Oder aber zum Gegenteil – dass soziale Werte gerade als Gegenwelt zur übermächtigen Technik an Bedeutung gewinnen“, erklärte Grunwald.
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