Vermischtes

Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen beantragt Pflegegeld

  • Donnerstag, 12. Juni 2025
/picture alliance, CHROMORANGE, Michael Bihlmayer
/picture alliance, CHROMORANGE, Michael Bihlmayer

Berlin – Immer mehr Menschen in Deutschland erhalten Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Im Jahr 2024 waren es 5,6 Millionen und damit doppelt so viele wie 2014.

Grund dafür ist neben dem demografischen Wandel die Ausweitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017. Das geht aus dem ersten Report Pflegebedürftigkeit hervor, den der Medizinische Dienst (MD) Bund heute in Berlin vorgestellt hat.

Die Medizinischen Dienste führen im Auftrag der Pflegekassen die Pflegebegutachtungen durch, die zur Vergabe eines der fünf Pflegegrade führen können.

Dem MD Bund zufolge beantragen die meisten Versicherten erst dann Pflegeleistungen, wenn bereits erhebliche oder schwere Beeinträchtigungen vorliegen. So erhielten im vergangenen Jahr 36,1 Prozent der Antragstellenden den Pflegegrad 2 nach der Erstbegutachtung, der bei einer „erheblichen Beeinträchtigung der Selbstständigkeit“ vergeben wird.

Pflegegrad 1 erhielten 28,4 Prozent. In 18,5 Prozent der Fälle entschieden die MD-Gutachterinnen und -Gutachter, dass kein Pflegegrad vorliegt. Pflegegrad 3 erhielten 12,9 Prozent. 3,1 Prozent erhielten Pflegegrad 4 und ein Prozent Pflegegrad 5.

Die meisten beantragen Pflegegeld

Die steigende Zahl der Menschen, die Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten, hat dazu geführt, dass die Pflegekassen in finanzielle Nöte geraten sind. Die Lage sei „so ernst wie noch nie“, hatte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, vor Kurzem erklärt.

Trotz gestiegener Beiträge zur Pflegeversicherung zum Jahresbeginn sei das Finanzierungsproblem nicht gelöst. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe will noch in diesem Jahr die Grundlagen für eine „große Pflegereform“ erarbeiten, wie es im Koalitionsvertrag heißt.

Mit Abstand die meisten Versicherten entscheiden sich für Pflegegeld als Leistung der Pflegeversicherung: 57,4 Prozent. Die Versicherten können danach frei entscheiden, wie sie das Pflegegeld einsetzen. Die Idee ist, dass sie mit dem Geld ihre Versorgung in der eigenen Häuslichkeit durch An- und Zugehörige selbst organisieren.

20,4 Prozent beantragten Kombinationsleistungen aus Pflegegeld und Sachleistungen, die von einem ambulanten Pflegedienst erbracht werden. 11,6 Prozent beantragten ausschließlich ambulante Leistungen. Und 10,2 Prozent stellten einen Antrag auf vollstationäre Pflege.

Der Report weist darauf hin, dass es künftig immer mehr Leistungsempfänger geben wird: „Allein durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft wird die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland weiter ansteigen. Laut den Ergebnissen der Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist ein Anstieg von rund fünf Millionen Ende 2021 auf bis zu 7,6 Millionen im Jahr 2055 zu erwarten.“

Pflegebedürftige leben vor allem im eigenen Zuhause

Dem Report zufolge lebt die überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen im eigenen Zuhause und wird von An- und Zugehörigen versorgt: Rund 85 Prozent der pflegebedürftigen Frauen und 88 Prozent der pflegebedürftigen Männer leben allein oder mit weiteren Personen in der eigenen Häuslichkeit. Dies ändert sich auch bei höheren Pflegegraden nicht.

Der Medizinische Dienst Bund wünscht sich eine Modernisierung der Pflegebegutachtung, die einen großen Teil der Arbeit der Medizinischen Dienste in Deutschland ausmacht. So stieg die Zahl der Pflegebegutachtungen von 1,5 Millionen im Jahr 2014 auf über drei Millionen im vergangenen Jahr an.

„Die Modernisierung der Pflegebegutachtung hin zu einem initialen Fallmanagement wäre der entscheidende Schritt, damit sie einen Beitrag zur bedarfsgerechten Versorgungsplanung der Pflegebedürftigen leisten kann“, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des MD Bund, Carola Engler, heute bei der Präsentation des Reports in Berlin.

Qualität in den Pflegeheimen ist „zufriedenstellend“

Neben dem Report Pflegebedürftigkeit präsentierte der MD Bund heute auch seinen 8. Pflegequalitätsbericht, in dem die Qualität der Pflegeheime dargestellt wird. Er basiert auf Prüfungen von knapp 10.000 Einrichtungen in Deutschland.

Die Versorgungsqualität in den Heimen sei insgesamt zufriedenstellend, so der MD Bund. In der Eingewöhnungsphase würden die Pflegebedürftigen gut unterstützt. Auch die Unterstützung bei der Tagesstrukturierung, der Beschäftigung und der Kommunikation sei positiv.

„Mängel gibt es dagegen bei der Behandlungspflege, wie zum Beispiel bei der Wundversorgung und auch beim Umgang mit herausforderndem Verhalten“, heißt es in dem Bericht.

Die Prüfung basiert auf Personenstichproben: Die Qualitätsprüferinnen und -prüfer schauen sich an, wie gut die pflegebedürftigen Menschen in den Einrichtungen versorgt werden: zum Beispiel bei Mobilität, Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Werden Defizite festgestellt, so berät der MD die Pflegekräfte in der Einrichtung, wie sie die Mängel beseitigen und die Versorgungsqualität verbessern können.

fos

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung