Nahrungsergänzungsmittel halten empfohlene Grenzwerte oft nicht ein

Schwäbisch-Gmünd – Die in Reformhäusern, Supermärkten und Drogerien angebotenen Nahrungsergänzungsmittel sind häufig überdosiert – sie halten die Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe nicht ein. Das berichten Wissenschaftler der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der HAW Hamburg in der Zeitschrift Aktuelle Ernährungsmedizin (DOI 10.1055/a-1113-6946).
Höchstmengenvorschläge für Nahrungsergänzungsmittel hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Januar 2018 veröffentlicht. Bislang war laut den Wissenschaftlern aber unklar, ob die am Markt verfügbaren Präparate sich daran halten. Sie untersuchten daher, wie es um die Dosierungen in vom Einzelhandel angebotenen Nahrungsergänzungsmittel steht.
Dafür analysierten sie 106 freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel – darunter 30 Einzelvitaminpräparate, elf Einzelmineralstoffpräparate, 44 Multivitaminpräparate, elf Multimineralpräparate und zehn Multivitamin- und Multimineralstoffpräparate hinsichtlich ihrer Mikronährstoffdosierungen.
Von den 106 Nahrungsergänzungsmitteln hielten rund 48 Prozent die Höchstmengenvorschläge bei allen Nährstoffen ein. Eine Überschreitung bei mindestens einem Mikronährstoff wiesen 55 Präparate (52 Prozent) auf.
Am häufigsten wurde die Höchstmengenvorschläge bei Multivitamin- und Multimineralstoffpräparaten (80 Prozent der Präparate) überschritten. Je nach Mikronährstoff lagen die relativen Abweichungen zwischen 20 Prozent (Kalium) und 700 Prozent (Vitamin B12).
„Die Untersuchung zeigt, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Nahrungsergänzungsmittel aus dem stationären Einzelhandel die Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe überschreiten“, erklärte Petra Lührmann aus der Arbeitsgruppe.
Das sei „bedenklich“, da mit dem Gebrauch von hoch dosierten Vitamin- und Mineralstoffpräparaten gesundheitliche Risiken einhergehen könnten, insbesondere wenn diese häufig eingenommen würden.
Untersuchungen zufolge werden Nahrungsergänzungsmittel immer beliebter. So ist in den vergangenen fünf Jahren der Markt für in Apotheken erhältliche Präparate jährlich um rund sechs Prozent gestiegen.
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