Online-Angebot zur psychischen Gesundheit von Rettungskräften

Leipzig – Jeder siebte Beschäftigte im Rettungsdienst berichtet von Depressionen: Daher startet nun ein neues Online-Angebot zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Rettungskräften.
Die Plattform rupert-community.de bietet unentgeltlich Informationen, ein Forum für den Austausch und hilfreiche Werkzeuge zum Schutz der psychischen Gesundheit, wie die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention gestern in Leipzig mitteilte.
Fast 14 Prozent der Rettungskräfte hatten in einer Befragung des Robert-Koch-Instituts angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten von einer depressiven Erkrankung betroffen gewesen zu sein. Das seien doppelt so viele Betroffene wie in der Allgemeinbevölkerung, hieß es.
Aufgrund der starken physischen und psychischen Belastung zählten diese Beschäftigten zur Risikogruppe für Belastungsstörungen und Depression. Bislang fehle es jedoch an Aufklärung und vorbeugenden Angeboten.
Zu den Stressfaktoren im Rettungswesen zählen demnach ein rascher Wechsel von Erholungs- und Aktivitätsphasen, der Umgang mit der Verantwortung für das Leben anderer, eine erhöhte Schmerzbelastung – vor allem durch Rückenschmerzen – und der verschobene Tag-Nacht-Rhythmus durch Schichtarbeit.
Durch die COVID-19-Pandemie sowie Personalengpässe habe sich die Belastung zusätzlich erhöht. Zu den alltäglichen Anforderungen könnten darüber hinaus Traumatisierungen durch Extremereignisse wie etwa Kindernotfälle hinzukommen.
International sind den Angaben zufolge etwa elf Prozent der Rettungskräfte von einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen – im Vergleich zu bis zu drei Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Zudem seien 68 Prozent der Beschäftigten im Rettungsdienst männlich.
Die Angst vor Karrierenachteilen oder die Befürchtung, als „schwach und unmännlich“ angesehen zu werden, halte immer noch viele Rettungskräfte davon ab, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn psychische Belastungen zunähmen. Das Programm, das im Rahmen einer Pilotstudie mit 250 Rettungskräften getestet wurde, wolle daher auch Männer gezielt ansprechen.
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