Psychische Erkrankungen: Maßnahmen gegen Stigmatisierung angeraten

London – Soziale Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen sind der wirksamste Weg, um Stigmatisierung und Diskriminierung bei psychischen Krankheiten zu verringern. Das berichtet eine neue internationale Kommission des Fachmagazins Lancet (DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01470-2).
Sie fordert anlässlich des Welttages der psychischen Gesundheit „ehrgeizige Maßnahmen zur Beendigung von Stigmatisierung und Diskriminierung im Bereich der psychischen Gesundheit“. Dazu gehören Schulungen für Mitarbeitern des Gesundheitswesens und die Entwicklung von Leitlinien für die korrekte Darstellung von psychischer Gesundheit in den Medien.
„Stigmatisierung kann zu sozialer Ausgrenzung und Entmündigung von Menschen mit psychischen Erkrankungen führen, was wiederum Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen zur Folge hat“, berichtet die Kommission. Folge seien Probleme beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, Schwierigkeiten bei der Sicherung des Arbeitsplatzes, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Probleme und ein früherer Tod.
Laut der Kommission lebt rund einer von acht Menschen mit einer psychischen Erkrankung, also fast einer Milliarde Menschen weltweit. Bei den 10- bis 19-Jährigen sei es sogar einer von sieben. „Diese Menschen sind einer doppelten Bedrohung ausgesetzt: den Auswirkungen der Erkrankung selbst und den schädlichen sozialen Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung“, so die Kommission.
Viele Menschen mit Erfahrungen im Bereich der psychischen Gesundheit hielten die Stigmatisierung sogar für „schlimmer als die Krankheit selbst“, berichtet die Kommission. Dabei seien Strategien gegen die Stigmatisierung bekannt.
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir mehr organisierte soziale Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen sehen, sei es durch persönliche Gespräche, Videoanrufe oder durch Theater oder Film, wenn wir Stigmatisierung und Diskriminierung beenden wollen“, sagte Petr Winkler, Direktor des WHO-Kollaborationszentrums für Forschung und Dienstleistungsentwicklung im Bereich der öffentlichen psychischen Gesundheit.
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