Pilotprojekt zur Früherkennung von Vorhofflimmern in Thüringen

Jena – Die AOK Plus hat zusammen mit kardiologischen Praxen in Thüringen und dem Jenaer Unternehmen Preventicus ein Pilotprojekt zur Früherkennung von Vorhofflimmern gestartet. Dabei werden Versicherte der Gesundheitskasse durch ein digitales Vorsorgeprogramm in ihrem Alltag begleitet.
„Wir wollen die Erkennungsrate von Vorhofflimmern erhöhen und das Schlaganfallrisiko minimieren“, sagte Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus.
Die Teilnehmer des Pilotprojektes erfassen über eine digitale Anwendung regelmäßig ihren Herzrhythmus in Form von Pulswellen. Dazu legt der Nutzer seinen Finger auf die Smartphonekamera. Beim Start schaltet die entsprechende App das Blitzlicht hinzu und analysiert innerhalb der einminütigen Messung die Herzaktivität.
Die Anwendung zeigt Unregelmäßigkeiten der Herzaktivität direkt an. Zugleich werden die Auffälligkeiten telemedizinisch überprüft und abschließend von einem Kardiologen verifiziert. Bestätigt sich der Verdacht auf Vorhofflimmern, vermittelt die App kurzfristig den Kontakt zu einem Telekardiologen oder einem Kardiologen vor Ort. Hier erhalten die Betroffenen nach telefonischem Erstkontakt innerhalb von 14 Tagen ihren ersten Termin.
Im Zuge der weiteren Behandlung erhalten Betroffene ein Langzeitelektrokardiogramm, das den Herzrhythmus 14 Tage misst und an den behandelnden Kardiologen und das telemedizinische Zentrum überträgt. Bei auffälligen Messdaten kann das EKG vorzeitig abgebrochen und der Teilnehmende erneut in die Sprechstunde gebeten werden. Bei einem bestätigten Vorhofflimmern kann dann eine entsprechende Therapie starten.
„Durch die Vordiagnostik per Screening und Verdachtsdiagnose werden spezifische Alters- und Risikogruppen systematisch nach unentdecktem Vorhofflimmern untersucht und bei Bedarf zügig in die ärztliche Versorgung vermittelt“, erklärte Thomas Hübner, Gründer und Geschäftsführer von Preventicus.
Das Pilotprojekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt. Im Anschluss werden die Ergebnisse evaluiert. Teilnehmen können AOK-Plus-Versicherte im Alter von 65 bis 85 Jahren, die sich bisher nicht in kardiologischer Behand-lung befinden und keine Gerinnungshemmer nehmen.
Zudem ist die Teilnahme 55- bis 64-jährigen Versicherten mit besonderem Risiko auf Vorhofflimmern auf-grund von Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz oder anderen Vorerkrankungen möglich. Für die ärztliche Versorgung vor Ort sind jeweils zwei Kardiologen in den Regionen Erfurt, Jena, Gera und Meiningen zuständig.
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