Psychische Erkrankungen gefährden die Partnerschaft, körperliche Erkrankungen eher nicht

Essen – Verschlechtert sich die psychische Gesundheit eines Partners, gefährdet dies eine Beziehung massiv: Das Risiko einer Trennung innerhalb von zwei Jahren wird dadurch etwa verdoppelt.
Das berichten Wissenschaftler um den Gesundheitsökonomen Christian Bünnings vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Erlangen-Nürnberg in einem neuen Beitrag der „Ruhr Economics Papers“, einer Veröffentlichungsreihe des RWI.
Die Wissenschaftler werteten dafür Daten des sogenannten Sozioökonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2004 bis 2018 aus. Der Datensatz enthielt Informationen über rund 10.000 Paare. Den Befragten wurden unter anderem zwölf Fragen zum körperlichen, mentalen und emotionalen Befinden gestellt, aus denen die Wissenschaftler Gesamtwerte für die psychische und körperliche Gesundheit ableiteten.
Die Studie betrachtet dabei Verschlechterungen der psychischen und körperlichen Gesundheit, die mit einer Verringerung des jeweiligen Gesamtwertes um mindestens 25 Prozent innerhalb von zwei Jahren einhergingen.
Eine Verschlechterung des körperlichen Zustandes in einer Partnerschaft scheint laut der Untersuchung die Wahrscheinlichkeit für eine Trennung nicht zu erhöhen, eher im Gegenteil: „Wenn sich die körperliche Gesundheit beider Partner gleichzeitig verschlechtert, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den nächsten zwei Jahren signifikant“, berichten die Forscher.
Die Effekte blieben weitestgehend unverändert, wenn lediglich verheiratete Paare betrachtet werden. „Eine Heirat scheint also nicht vor einer Trennung infolge von psychischen Problemen zu schützen“, so die Wissenschaftler.
„Die Studie belegt einmal mehr die hohe gesellschaftliche Relevanz psychischer Erkrankungen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass psychische Probleme erhebliche Folgen auf die Stabilität von Beziehungen haben“, sagte Bünnings.
Hinzu komme, dass Trennungen häufig das psychische Befinden weiter verschlechterten. „Umso wichtiger ist es, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, plädierte er.
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