Report: Möglichkeiten der personalisierten Medizin nicht ausgeschöpft

Berlin – In Deutschland könnten mehr Menschen von den Möglichkeiten einer personalisierten Medizin profitieren. Das geht aus dem neuen Biotech-Report 2025 der Boston Consulting Group (BCG) und des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hervor.
Personalisierte Medizin – auch als Präzisionsmedizin bezeichnet – meint den Einsatz von molekularer Diagnostik für individuelle Therapieentscheidungen. Präzisionsmedizin habe das Potenzial, Patienten zu besseren Behandlungen zu verhelfen und das Gesundheitssystem effizienter zu machen, sagte Matthias Meergans, Geschäftsführer Forschungspolitik des vfa.
„Dazu bezieht sie individuelle genetische und molekulare Informationen in die Diagnostik ein und setzt teilweise sogar auf speziell für den Einzelfall hergestellte Medikamente.“
Dieser Definition entsprechen nach vfa-Recherchen inzwischen Medikamente mit 136 unterschiedlichen Wirkstoffen. Neun davon werden individuell aus Zellen des Patienten oder der Patientin hergestellt, beispielsweise CAR-T-Zellen. In den übrigen Fällen sind es Medikamente, deren Verordnung jeweils erst nach diagnostischem Eignungstest erfolgen soll.
Laut aktuellem Biotech-Report sind derzeit 76 Prozent der präzisionsmedizinischen Arzneimittel Krebsmedikamente. Die übrigen werden vor allem gegen immunologische, Stoffwechsel- und neuromuskuläre Erkrankungen eingesetzt.
Laut Meergans werden die Möglichkeiten aber nicht ausreichend genutzt. Die Gründe sind laut Report vielfältig: So mangele es insbesondere in ländlichen Regionen an spezialisierten Fachärzten und geeigneten diagnostischen Laboren.
Für einige Vortests sei außerdem die Vergütung nur im ambulanten Bereich, nicht aber für den Einsatz in Kliniken geklärt. Genetische Diagnostik, die über das Abprüfen des Mutationsstatus einzelner Gene hinaus gehe, werde von Krankenkassen zudem noch nicht im Rahmen der Regelversorgung übernommen.
Die Autoren des Biotech-Reports halten es daher für besonders wichtig, das gesellschaftliche Bewusstsein für Präzisionsmedizin zu fördern, die Nutzenbewertung weiterzuentwickeln, um innovativen Ansätzen gerecht zu werden, eine hohe Qualität diagnostischer Tests sicherzustellen und Zulassungs- und Erstattungsentscheidungen für Diagnostika und Therapeutika zu synchronisieren.
Laut dem vfa ist politische Unterstützung für die Präzisionsmedizin wichtig. „Für diese setzt der Koalitionsvertrag, der personalisierte Medizin als strategisches Forschungsfeld benennt, auch ein klares Signal“, so Meergans.
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