Vermischtes

Ruf nach flächendeckender Implementierung von Hebammenkreißsälen

  • Mittwoch, 2. Oktober 2024
/picture alliance, Britta Pedersen
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Hannover – Bundesweit sollte es mehr Hebammenkreißsäle in Krankenhäusern geben. Das war der Tenor der gestrigen Veranstaltung „Politische Konzeption von Hebammenkreißsälen in Niedersachsen“ der Landesver­einigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen.

„Hebammenkreißsäle bieten aus meiner Sicht für alle Beteiligten nur Vorteile: für die Hebammen und die Gebärenden ebenso wie für die interprofessionelle Zusammenarbeit“, sagte Andrea Köbke vom Deutschen Hebammenverband (DHV).

„Die Rahmenbedingungen für Hebammenkreißsäle sind gut“, betonte sie. Es gebe viel, was für eine flächen­deckende Implementierung von Hebammenkreißsälen spreche.

Köbke führte etwa die S3-Leitlinie ‚Vaginale Geburt am Termin‘ an, ebenso wie das Nationale Gesundheitsziel ‚Gesund rund um die Geburt‘ und die Formu­lierung des Gesetzgebers im Koalitionsvertrag, dass eine Eins-zu-Eins-Betreuung der Gebärenden anzustreben sei.

Entlastung des ärztlichen Dienstes

Zudem gebe es eine ausreichende Evidenz für positive Effekte von hebammengeleiteter Geburtshilfe. Gute Rahmenbedingungen beinhalteten auch die Akademisierung, bereits bestehende Hebammenkreißsäle und das Pflegebudget.

„Alle Hebammen, die Krankenhäuser ab dem kommenden Jahr einstellen, werden über das Pflegebudget finanziert“, erklärte Köbke. „Ihre Zahl ist nicht gedeckelt.“

Durch Hebammenkreißsäle solle auch eine Entlastung des ärztlichen Dienstes angestrebt werden. „Unser Ziel ist eine gute Arbeitsverteilung zwischen Hebammen und Gynäkologinnen und Gynäkologen“, betonte Köbke. Dabei würden derzeit sehr viele Hebammen ausgebildet, allerdings nicht so viele Ärztinnen und Ärzte.

Köbke berichtete, dass der DHV zusammen mit drei großen geburtshilflichen Versicherern ein Zertifikat erar­beitet habe, mit dem Hebammenkreißsäle zertifiziert werden können. Zu den ersten zertifizierten Krankenhäu­sern zählt das Bürgerhospital in Frankfurt am Main, das mit über 4.200 Geburten pro Jahr die größte Geburts­klinik Deutschlands darstellt.

Zertifizierung ist ein wichtiger Schritt

Kimberley Schumacher von der Elternorganisation Mother Hood forderte eine flächendeckende Implementie­rung von Hebammenkreißsälen in Niedersachsen, um den Gebärenden ein besseres Geburtserlebnis ermög­lichen zu können.

„Der Hebammenkreißsaal ist eine gute Möglichkeit, um eine Eins-zu-Eins-Betreuung unter der Geburt voran­zubringen und die Qualität der Betreuung zu verbessern“, sagte Schumacher, die zurzeit eine Weiterbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe absolviert.

„Wir sehen die Zertifizierung als einen wichtigen Schritt, um die Qualität der Hebammenkreißsäle zu erhöhen.“ Für Mother Hood sei es dabei wichtig, auch Konzepte für Schwangere mitzudenken, die Risikofaktoren für eine Geburt mitbringen.

Das Helios Klinikum Hildesheim ist eines von bislang drei Krankenhäusern in Niedersachsen, das über einen Hebammenkreißsaal verfügt. Karl-Heinz Noeding, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, zeigte sich stolz darauf, dass seine Klinik über einen Hebammenkreißsaal verfügt.

„Wir haben viel von den Hebammen gelernt, die bei uns arbeiten“, sagte er. Von den 1.600 Frauen, die pro Jahr in der Klinik entbinden, wünschen sich Noeding zufolge zehn Prozent eine hebammengeleitete Geburt.

„Wir haben einen gesonderten Raum für eine hebammengeleitete Geburt, in die Frauen ohne große Technik entbinden können“, sagte Noeding, „allerdings mit der Sicherheit, dass beim Kippen einer Geburt die ganze Infrastruktur des Krankenhauses zur Verfügung steht: wenn Frauen zum Beispiel eine Periduralanästhesie wünschen oder wenn Komplikationen eintreten, die einen Kaiserschnitt erforderlich machen.“

fos

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