Ruf nach Primärversorgungszentren statt Primärarztsystem

Berlin – Multiprofessionelle Primärversorgungszentren statt eines Primärarztsystems. Dafür sprechen sich der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää) und der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) aus.
„Klassische Einzel- und Gemeinschaftspraxen werden die Versorgungslücken nicht schließen“, erklärte Michael Janßen, Mitglied des Vorstands im vdää, bei der Vorstellung eines gemeinsamen Positionspapiers.
Als „Primärversorgungszentren“ verstehen die Verbände wohnortnahe Einrichtungen, die als Anlaufstelle bei allen Arten von gesundheitlichen Beschwerden dienen – mit Ausnahme von Notfallbehandlung durch den Rettungsdienst.
Sie sollen die Kompetenzen unterschiedlicher Gesundheitsberufe unter einem Dach bündeln und ein multiprofessionelles Leistungsspektrum abdecken, also Allgemeinmedizin und Pädiatrie ergänzt durch weitere lokal erforderliche Fachrichtungen.
„Sie vereinen so idealerweise medizinisch-pflegerische Leistungen in Kooperation mit pharmazeutischen, psycho- oder physiotherapeutischen und anderen Gesundheitsberufen sowie Sozialarbeit und regionaler Gesundheitsförderung unter einem Dach“, heißt es in dem Positionspapier.
Über innovative Konzepte wie Rotationspraxen, mobile Praxen oder Shuttleservices für Patienten könnten sie die Vor-Ort-Versorgung auch in Dörfern und dünn besiedelten Regionen verbessern.
„Ohne eine gesetzliche Grundlage für Primärversorgungszentren werden wir die Krise der ambulanten Versorgung nicht bewältigen. Pflegefachpersonen müssen in diesen Teams einen definierten Aufgabenbereich in eigener Verantwortung übernehmen können – das ist multiprofessionell ausgerichtete, zeitgemäße Versorgung“, sagte Vera Lux, Präsidentin des DBfK.
Die Verbände fordern dazu neben den gesetzlichen Grundlagen für die Zentren Investitionsmittel von Bund und Ländern, um die notwendigen Strukturen aufzubauen. Daran sollten sich laut dem Positionspapier auch die Kassenärztlichen Vereinigungen beteiligen.
Zudem brauche eine gesetzliche Verankerung multiprofessioneller Kompetenzen, damit sogenannte „Community Health Nurses“ (Gemeindegesundheitspflegekräfte), Pflegefachpersonen und Apotheker eigenverantwortlich tätig werden könnten.
Nötig sei außerdem ein einheitliches Vergütungssystem, das unabhängig vom Versicherungsstatus gelte und gleiche Behandlungsqualität für alle sicherstelle. Ein solches System stellt laut den Verbänden Patienten in den Mittelpunkt und nutze die Ressourcen aller Gesundheitsberufe sinnvoll.
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