Sorge um Literaturrecherchen in medizinischen Datenbanken durch die US-Politik

Berlin – Die aktuelle Politik in den USA unter Donald Trump könnte zu Einschränkungen bei der Literaturrecherche in medizinischen Datenbanken führen – oder diese sogar ganz unmöglich machen. Davor warnen das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zusammen mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und Cochrane Deutschland.
Die Organisationen haben daher ein Konzeptpapier erstellt, um für „den Fall der Fälle“ vorbereitet zu sein.
Das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) hatte im April diesen Jahres über dieses Thema bereits mit Siw Waffenschmidt gesprochen, Leiterin des IQWiG-Ressorts Informationsmanagement. Danach wäre es möglich, dass PubMed künftig nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt zu erreichen ist beziehungsweise, dass Publikationen aus PubMed entfernt werden, weil in ihnen bestimmte Schlagwörter auftauchen, die auf dem Index der US-Regierung stehen.
„Das wäre für die Forschung weltweit ein riesiger Schlag. Die ganze Welt profitiert von der Datenbank und hat nicht genügend in Alternativen investiert, was sicher nicht richtig war“, sagte Waffenschmidt im April gegenüber dem DÄ.
„Die Literaturrecherche in Deutschland stützt sich zu großen Teilen auf die frei zugänglichen medizinischen Informationsangebote aus den USA. Hierzu existieren derzeit keine vergleichbaren deutschen, europäischen oder internationalen frei zugänglichen Alternativen“, heißt es in dem jetzt erschienenen Konzeptpapier.
Die wichtigsten Recherchequellen, die wegen der Wissenschaftspolitik der US-Administration ausfallen könnten, sind laut den drei Organisationen die Datenbank PubMed und das Studienregister ClinicalTrials.gov.
Der Archivbestand von PubMed bliebe laut dem aktuellen Konzeptpapier auch bei einem Ausfall zunächst zugänglich. Ein Wegfall beträfe nur zukünftige Daten, sodass die entstehende Lücke erst langsam auftreten würde, allerdings insbesondere die aktuellste Forschung beträfe.
Eine Kombination aus einer medizinischen bibliografischen Datenbank wie Embase und dem Datenbestand aus Crossref wäre laut dem Konzeptpapier eine in Teilen kostenpflichtige und mit höherem Aufwand verbundene Herangehensweise. „Trotz dieser Einschränkungen sind sie derzeit die einzige Möglichkeit, in Kombination mit anderen Datenbanken den Datenbestand möglichst vollständig abzubilden“, so Waffenschmidt.
ClinicalTrials.gov ist das amerikanische Studienregister zur Registrierung klinischer Studien und der Darstellung ihrer Ergebnisse. Der Archivbestand von ClinicalTrials.gov werde über das ICTRP Search Portal der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiterhin auffindbar sein, heißt es im Papier.
Die Angaben zu Ergebnissen und die im Register abgelegten Dokumente fehlten aber. „Eine zukünftige vergleichbare Registrierung von Studien könnte perspektivisch über nationale Studienregister wie das Deutsche Register Klinischer Studien (DRKS) oder über das internationale Studienregister ISRCTN erfolgen“, so Waffenschmidt.
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