Vermischtes

Tierversuchsfreie Forschung bleibt die Ausnahme

  • Freitag, 14. April 2023
/picture alliance, Bildagentur-online, Begsteiger
/picture alliance, Bildagentur-online, Begsteiger

Köln – 2020 verloren in europäischen Tierversuchslaboren rund neun Millionen Tiere ihr Leben. Das geht aus der aktuell von der EU-Kommission veröffentlichten Tierversuchsstatistik für die EU-Länder und Norwegen hervor. Deutschland liegt in der Statistik mit 1.897.640 getöteten Tieren bereits zum zweiten Mal in Folge auf Platz eins.

„Diese unrühmliche Spitzenposition ist ein Armutszeugnis für ein Land, das sich als innovations- und for­schungsstark darstellt“, kritisierte Johanna Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierver­suche.

Von den 8.741.558 Tieren, die 2020 in europäischen Tierversuchseinrichtungen zu Tode kamen, starben 686.628 Tiere für den Erhalt bestehender oder zur Schaffung neuer genveränderter Linien, 8.054.930 kamen bei direkten Tierversuchen ums Leben.

Hauptleidtragende waren Mäuse (3.933.947), Fische (2.206.718) und Ratten (674.286). Außerdem wurden – neben zahlreichen anderen Tierarten – auch 350.494 Kaninchen, 14.064 Hunde, 3.959 Katzen sowie 7.316 Affen für Versuchszwecke eingesetzt.

Zusätzlich zu den rund 1,9 Millionen Tieren, die hierzulande bei Tierversuchen oder der Zucht und dem Erhalt gentechnisch veränderter Linien starben, wurden weitere 633.784 Tiere für wissenschaftliche Zwecken wie etwa der Organentnahme getötet.

Diese Tiere fehlen in der EU-Statistik ebenso wie die sogenannten Überschusstiere. „Somit erfasst die EU-Statistik 2020 nur einen Bruchteil der Tiere, die tatsächlich in den Laboren eingesetzt und fast alle getötet wurden“, kritisierte Ärzte gegen Tierversuche.

Auch die zuletzt rückläufigen Zahlen geben nach Einschätzung des Vereins wenig Grund zur Hoffnung. So sei die Zahl der im Rahmen von Versuchen getöteten Tiere im Vergleich zu 2019 in der gesamten EU und Norwe­gen zwar um sieben Prozent, in Deutschland sogar um 26 Prozent zurückgegangen.

Der Grund sei allerdings nicht, weil ein Umdenken hin zu modernen tierversuchsfreien und humanrelevanten Methoden stattgefunden habe, so die Organisation. Stattdessen habe die Coronapandemie im Untersuchungs­zeitraum viele Forschungsprojekte ausgebremst.

So gaben laut EU-Bericht elf von 16 Ländern an, dass die Verringerung ihrer Tierversuchszahlen durch Coro­namaßnahmen verursacht wurden. Von einer echten Trendwende könne dementsprechend keine Rede sein, monierte Walter: „Das EU-Ziel, Tierversuche zu ersetzen, wird weiterhin verfehlt.“

hil/sb

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung