Ärzteschaft

Tierversuche weiter reduzieren

  • Donnerstag, 1. Juni 2023
/MIND AND I, stock.adobe.com
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Stuttgart – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat sich dafür ausgesprochen, Tierversuche weiter zu reduzieren. „Wir sind alle dafür“, sagte DGE-Vizepräsident Jan Tuckermann. Das könne auch gelingen, weil die tierversuchsfreien Methoden immer besser würden.

Dazu gehören etwa mikrofluidische Systeme wie „Organs on a Chip“, die es ermöglichen, Gewebe- oder Organ­modelle in vitro nachzubilden und physiologische Funktionen und Interaktionen von Organen auf einem win­zigen Chip im Labor zu imitieren.

Nach wie vor schreiben jedoch die Richtlinien der Europäischen Union (EU) zur Zulassung von Arzneimitteln und Impfstoffen vor, dass in der präklinischen Phase die Substanzen an zwei verschiedenen Tierarten auf schwerwiegende Nebenwirkungen geprüft werden müssen.

Laut Tuckermann gibt es immer mehr Optionen, solche Toxizitätstests mittels tierversuchsfreier Methoden durchzuführen. Hierbei ließen sich zum Teil erstaunliche Ergebnisse erzielen, hieß es. Im EU-Parlament wird derzeit eine Bürgerpetition diskutiert, die ein vollständiges Verbot von Tierversuchen fordert.

Auf Tierexperimente zu verzichten, „würden wir in der Wissenschaft gerne tun“, betonte Tuckermann, der auch Leiter des Instituts für Molekulare Endokrinologie der Tiere an der Universität Ulm ist. Allerdings gestalte es sich immer noch sehr schwierig, komplexe Funktionen oder Organe wie das Gehirn oder das Immunsystem mit den tierversuchsfreien Methoden nachzubilden.

So seien „zur Erforschung der komplexen Wechselwirkungen von Hormonen mit den Organsystemen im Körper leider immer noch Tierversuche notwendig.“ Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage, um die tierversuchsfreien Methoden optimal aufstellen zu können.

„Wir müssen dafür kämpfen, dass wir mit hohen ethischen Standards und guten Regularien, die sowohl dem Tierwohl als auch dem Patientenwohl dienen, Forschung betreiben in Europa“, hob der Wissenschaftler hervor. Der optimale Ansatz bestehe daher in einem ausgewogenen Mix aus tierversuchsfreien Methoden, der Ana­lyse von humanen Proben und der experimentellen Validierung in Tiermodellen.

aks

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