Vermischtes

Ultrafeine Partikel erhöhen das Herzinfarktrisiko

  • Mittwoch, 5. Juni 2024

Berlin – Klassische Luftschadstoffe haben negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, insbesondere Feinstaub und Stickstoffdioxid. Ob ultrafeine Partikel (UFP) zusätzliche unabhängige Effekte haben, war bisher ungeklärt. Das erklärte Alexandra Schneider vom Helmholtz Zentrum München gestern auf dem NAKO-Symposium in Berlin. Als UFP werden Partikel in der Luft bezeichnet, deren Durchmesser kleiner als 100 Nanometer ist. Feinstäube sind demgegenüber Staubfraktionen, die einen Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer haben.

Die Ludwig-Maximilians-Universität und das Helmholtz Zentrum München haben im Rahmen des Projekts „UFP@NAKOBayern“ untersucht, welche Auswirkungen die Exposition von ultrafeinen Partikeln auf die menschliche Gesundheit hat. Dazu wurde die Konzentration von UFP in der Luft mit der Krankheitslast in Verbindung gesetzt, die Teilnehmende der NAKO Gesundheitsstudie in den Regionen Augsburg und Regensburg hatten. Die Belastung mit UFP wurde mit kardiometabolischen Risikomarkern wie Blutdruck und Pulsfrequenz, mit Blutbiomarkern wie Glukose sowie mit der Häufigkeit von kardiometabolischen Erkrankungen in Verbindung gesetzt.

Ultrafeine Partikel können alle Organe erreichen

„Unsere ersten unveröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Glukosewerte als auch die Pulsfrequenz bei Teilnehmenden mit hoher UFP-Konzentration am Wohnort höher lagen“, erklärte Schneider. Die leichte Erhöhung der Pulsfrequenz sei allerdings nicht statistisch signifikant.

„Ultrafeine Partikel können in den Blutkreislauf eintreten und direkt mit dem Blut und mit den Gefäßwänden interagieren“, sagte Schneider zur Erklärung. „Sie können die Blut-Lungen-Schranke überwinden, zu allen Organen transportiert werden und dort Entzündungsreaktionen auslösen.“ Insofern sei fast alles denkbar, was diese Partikel im Körper auslösen könnten.

Bluthochdruck ist häufiger bei höherer Partikelkonzentration

Angestiegen sei ebenfalls das Risiko, an Hypertonie zu erkranken und einen Herzinfarkt zu erleiden. „Dieser Zusammenhang war auch nach Berücksichtigung der klassischen Schadstoffe zu sehen“, erklärt Annette Peters, die Leiterin der Studie, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Keine Assoziationen seien zwischen UFP und Schlaganfall oder Diabetes gefunden worden.

In der Europäischen Union gibt es Schneider zufolge keine Grenzwerte für ultrafeine Partikel, da weltweit Daten zu UFP fehlten. Zwar gebe es Langzeitstudien, aber die Evidenz sei nicht ausreichend. In Augsburg und Regensburg ist die Partikelzahl dem Projekt zufolge vergleichbar. Sie liegt im Jahresmittel bei den NAKO-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern bei etwas über 7.000 Partikel pro Kubikzentimeter, in der Spitze allerdings bei 15.000.

„Umweltfaktoren beeinflussen maßgeblich unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit“, betonte Schneider. „Die Hauptfaktoren sind Luftschadstoffe, Chemikalien, nicht-optimale Lufttemperaturen, Lärm und der Mangel an Grünflächen.“ In Zukunft würden Umwelteinflüsse besonders in den Städten noch wichtiger werden: aufgrund von Bevölkerungswachstum, Bevölkerungsüberalterung und Klimawandel.

fos

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