Ungesunde Ernährung: Umwelt- und Gesundheitsschäden in Milliardenhöhe

Hamburg – Die Ernährungsweise der Deutschen mit zucker- und fleischhaltigen Lebensmitteln kostet das Land jährlich knapp 50 Milliarden Euro – so die Berechnung einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS).
Demnach belaufen sich die Kosten für Umwelt- und Klimaschäden durch die Fleischerzeugung auf rund 21 Milliarden Euro. Hinzu kommen Gesundheitskosten durch fleisch- und zuckerhaltige Ernährung von etwa 28 Milliarden Euro, etwa durch die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Diabetes oder auch Erkrankungen der Zähne.
„Wir als beitragszahlende in die Sozialversicherung müssen für die Umwelt- und Gesundheitskosten aufkommen“, sagte Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace. Große Konzerne würden ihre Gewinne auf Kosten der Gemeinschaft maximieren und dabei ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht werden.
Lambrecht forderte die neue Bundesregierung auf zu handeln und kritisierte eine mangelnde Berücksichtigung des Themas im Koalitionsvertrag von CDU,CSU und SPD.
Darin enthalten ist etwa die Unterstützung des EU-Vorhabens, die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu reduzieren und diese zusätzlich zeitlich zu verschieben. „Man kann die Berichterstattung im Detail entbürokratisieren, aber man sollte sie nicht verhindern oder verzögern“, appellierte Lambrecht.
Zusätzlich warb er für eine Mehrwertsteuerreform. „Pflanzliche, klimaverträgliche Lebensmittel sollten steuerfrei sein und dafür sollte man die Subventionen auf tierische Lebensmittel streichen.“
Denn laut Beate Richter vom FÖS werden Kaufentscheidungen unter anderem durch unbewusste emotionale Prozesse gesteuert, wobei der Preis von Lebensmitteln eine wichtige Rolle spielt. „Kurzfristige Vorteile wie ein günstigerer Preis werden höher gewertet als langfristige Folgen für Umwelt und Gesundheit“, erklärte sie.
Zwar sei der Fleisch- und Zuckerkonsum seit 2018 rückläufig, aber läge noch immer deutlich über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Beim Fleisch liegen wir etwa mit der dreifachen Menge über den Empfehlungen und bei Zucker mit der doppelten Menge.“ 2023 haben die Menschen in Deutschland durchschnittlich 51,1 Kilogramm Fleisch pro Person gegessen, der Zuckerkonsum lag bei 33,2 Kilogramm.
Eine wichtige Stellschraube näher an die DGE-Empfehlungen zu kommen, sieht Lambrecht in der Verpflegung in Gemeinschaftseinrichtungen. Darüber würden jeden Tag 16 Millionen Menschen versorgt. Insbesondere Krankenhäuser könnten hier einen großen Impact haben, sagte Eckart von Hirschhausen. „Bis zu 50 Prozent des Essens in Krankenhäusern wird weggeschmissen“, so der Wissenschaftsjournalist.
Als Grundlage für die Studie diente eine systematische Literaturrecherche. Beate Richter wies allerdings auf die schwere Vergleichbarkeit der Studien hin, in denen unterschiedliche Ernährungsaspekte berücksichtigt wurden.
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