Vogelgrippe: Für Geflügel hochansteckend, Risiko für Menschen gering

Berlin – Die Vogelgrippe ist in Deutschland derzeit auf dem Vormarsch. Neben Wildvögeln ist inzwischen auch eine steigende Zahl von Tierhaltungsbetrieben betroffen, mit oft katastrophalen Folgen für die Landwirte. Für Menschen gilt das Ansteckungsrisiko allerdings als gering.
Die Vogelgrippe, auch als aviäre Influenza bekannt, ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Als natürliches Reservoir gelten insbesondere Wasservögel. Sogenannte geringpathogene Varianten verursachen bei Hausgeflügel kaum oder nur milde Krankheitssymptome.
Allerdings können diese Viren auch zu einer hochpathogenen Form wie beispielsweise dem aktuell zirkulierenden Subtypen H5N1 mutieren, was dann als Geflügelpest bezeichnet wird. Diese ist für Hausgeflügel hochansteckend und hat meist den Tod der betroffenen Tiere zur Folge.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) verwies heute darauf, dass ein Anstieg der Fälle zur jetzigen Jahreszeit zwar „nicht ungewöhnlich“ sei. In den vergangenen 14 Tagen habe es jedoch „einen sehr schnellen Anstieg der Infektionen“ gegeben.
Nach Angaben des für Tiergesundheit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) kam es in Deutschland in den vergangenen Wochen „sprunghaft zu vermehrten Ausbrüchen bei Geflügel“. Im Wildvogelbereich seien zudem „ungewöhnliche Nachweise“ bei Kranichen zu beobachten, „über deren Herbstzug es zur weiteren Verbreitung des Virus kommen kann“.
Das Risiko einer Ausbreitung von H5-Viren bei Wildvögeln schätzt das FLI derzeit als „hoch“ ein – ebenso wie eine Einbringung des Virus in deutsche Geflügelhaltungen oder andere Vogelbestände wie beispielsweise in Zoos „durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln“. Das Risiko einer Verschleppung des Virus zwischen verschiedenen Haltungen wird hingegen als moderat eingeschätzt.
Eine Ansteckung des Menschen mit dem Erreger über infizierte Vögel oder deren Ausscheidungen ist in Deutschland bislang nicht bekannt. Gleichwohl gab es in der Vergangenheit bereits Fälle von Infektionen bei Menschen, etwa in Amerika und Asien, vor allem bei Menschen, die engen Kontakt zu infizierten Tieren hatten.
Auch wenn es immer wieder zu „sporadischen Infektionen“ bei Menschen komme, wird laut FLI nach aktueller Einschätzung eine Übertragung auf die allgemeine Bevölkerung in Europa weiterhin als gering eingestuft. Für „beruflich exponierte Gruppen“ wird jedoch von einem „geringen bis moderaten Risiko“ ausgegangen, weswegen die strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen empfohlen wird, die etwa das Tragen von Schutzkleidung und Hygienevorkehrungen umfassen.
Aktuell ruft das FLI dazu auf, Kontakte mit erkrankten oder verendeten Wildvögeln zu meiden. Die Berliner Senatsverwaltung für Verbraucherschutz rät, den Fund toter Wasser-, Raben- oder Greifvögel den zuständigen Behörden zu melden. Kranke oder verendete Tiere sollten „auf keinen Fall angefasst“ und auch Federn nicht gesammelt werden. Kleinere Singvögel und Tauben würden hingegen als „nicht besonders anfällig für den Geflügelpest-Erreger“ gelten.
Bei Wildvögeln registrieren die Behörden derzeit den bislang größten Ausbruch von Vogelgrippe. Das in seiner Größenordnung bislang einmalige Seuchengeschehen betrifft vor allem Kraniche, deren Herbstzug sich derzeit auf dem Höhepunkt befindet. Daher sei mit einer signifikanten Zunahme der Todesfälle sowie einer raschen Verbreitung in Mitteleuropa und auf dem Zugweg nach Spanien zu rechnen.
Gefährdet sind auch andere Wildvögel und Geflügelhaltungen entlang der Flugwege. Gestern mussten in einem Geflügelbetrieb im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg wegen eines Ausbruchs der Vogelgrippe 15.000 Tiere getötet werden, wie die Landesregierung mitteilte. Auch in Brandenburg wurden bereits tausende Tiere getötet; in Geflügelhaltungen in weiteren Bundesländern wurden Fälle registriert, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Thüringen.
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